Meeraner Blatt
Kommunikationsplattform für interessierte Bürger in und um Meerane
Ausgabe Nr.80 – 15. Februar 2014 Gegründet im November 1989 – Online-Ausgabe seit 2004

Virtuelle Ausgabe Nr. 80 vom 15. Februar 2014

Gedenktafeln 1. Weltkrieg

 

1000 Namen in der Ehrenhalle des Ersten Weltkrieges auf dem Meeraner Friedhof mahnen:
Wir sind gefallen FÜR EUCH.
Lasst es nicht umsonst gewesen sein. Macht Frieden auch in unserem Namen.

 

Gedenkhalle

10 Jahre Meeraner Blatt im Internet

Liebe Meeraner-Blatt-Leser,

am 15. Februar 2004 konnte das Meeraner Blatt erstmals im Internet erscheinen, nachdem durch Unterstützer des Projekts die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen waren.

Das im November 1989 zusammen mit einigen Mitstreitern von mir aus der Taufe gehobene, unerlaubt gedruckte, unzensierte MEERANER BLATT fand so seine Fortsetzung und das nun im weltweiten Netz. Es geht uns um das Festhalten subjektiv ausgewählter, vorwiegend Meeraner Ereignisse, die anderswo zu kurz gekommen sein können, und es geht um die Reaktionen der Leser darauf.

So ist das Meeraner Blatt als Ergänzung vorhandener Medien, wie der Freien Presse, der Meeraner Zeitung und den regionalen Wochenzeitungen gedacht und als Kommunikationsplattform. Die Aktualität steht nicht im Vordergrund. Es geht mehr um die Zuschriften und Leserbriefe. Mit der Vielfalt ihrer Sicht auf die Dinge erweitert sich unser Blick und das Verständnis für die Kommune, einer Gemeinschaft, die viel mehr ist als eine Verwaltungseinheit.
Diesem Thema wird sich das Meeraner Blatt künftig mehr widmen müssen.

Die Zahl unserer Leser/Nutzer ist ständig gestiegen. Im Schnitt sind es 2500 Zugriffe pro Ausgabe (1324 bis max. 4600). Wegen des unregelmäßigen Erscheinens wird über jede neue Ausgabe mit einem anonymen Gruppenrundmail an z. Z. 260 Adressen informiert. Diese Nachricht verzweigt sich selbst. Bewährt hat sich inzwischen das jeder Ausgabe angefügte Archiv und die Suchfunktion, die allerdings nur die Inhalte bis 2004 zurück erfassen kann.

Das Meeraner Blatt hat schon 1989 von seinen ersten Ausgaben an zum Dialog der Bürgerschaft und zur Verbindung mit ehemaligen Meeranern und Freunden unserer Stadt in der Ferne viel beigetragen. Über das Internet sind für diesen Austausch nun völlig neue Dimensionen entstanden. Diese weiterhin gemeinsam zu nutzen, ist unser Weg.

Mit freundlichen Grüßen im Namen bekannter und unbenannter Mitgestalter
Dr. med. Peter Ohl.

***

Arbeitsplatzentwicklung in Meerane

Quellen: Statistisches Landesamt Sachsen, www.meerane.de und örtliche Pressemitteilungen

In der letzten Ausgabe vom Meeraner Blatt (Nr. 79 vom 5. Dez. 2013) wurde der Bevölkerungsschwund
der Orte in der Region tabellarisch festgehalten. Heute geht es um die Zahl der Arbeitsplätze in Meerane die trotz sinkender Einwohnerzahl von 2002 bis 2012 leicht zugenommen hat. Profitiert hat davon nur das Gewerbegebiet, während der Abwärtstrend der übrigen Stadt bisher nicht gestoppt werden konnte. Die verbliebenen Händler und Gaststätten der Meeraner Innenstadt haben es schwer. Es gibt einige Ansätzen, neben der massiven Ausweitung des Handels auf der Grünen Wiese, auch das Zentrum am Leben zu halten.
Vielleicht wäre ein handgemachtes Innenstadt-Fest „Kulinaria & meer“ unter Beteiligung aller Meeraner, die etwas einer Ladentür Vergleichbares öffnen können, geeignet, eine neugierige Kundschaft (auch mit Trink- und Essbarem und Musik vor den Türen) zu begeistern. Vielleicht unter organisatorischer Erfahrung des Simmel-Marktes. Vielleicht mit einer langen Menschenkette zum Abschluss. Das mal als merkantile Ergänzung neben Straßenfasching und Weihnachtsmarkt und Teichplatzevents. –o-

Meeraner Arbeitsplatzzahlen im Vergleich – Gewerbegebiet Südwest zu übriger Stadt

Jahr Arbeitsplätze insgesamt Arbeitsplätze Gewerbegebiet

Arbeitsplätze übrige Stadt

2002 4.800 2.400 2.400
2012 4.900 4.000 900
Bilanz +100 + 1.600 – 1.500

 

 


 

 

Neujahrsempfang der Freien Wähler Sachsen – Bericht von Matthias Ulbricht

FREIE WÄHLER Sachsen starten mit Neujahrsempfang ins Wahljahr 2014

Freie Wähler Sachsen - Neujahrsempfang 2014Sachsens FREIE WÄHLER trafen sich erstmals am 17. Januar zu einem Neujahrsempfang im Moritzburger Adams Gasthof. Mit Fackelschein, Glühwein und Hörnerklang der Jagdhornbläser Riesa-Großenhain wurden die Gäste vor dem Ballsaal begrüßt. Landesvorsitzender Bernd Gerber machte in seiner Begrüßungsrede deutlich, dass die FREIEN WÄHLER 2014 zur Kommunalwahl ihr Rekordergebnis von 2009 mit 24,6% mindestens verteidigen wollen.
Zur Landtagswahlpremiere werde ein Ergebnis von 6 + x% angestrebt. Den Schwung dafür wolle man aus den Kommunalwahlen holen. Gerber: „Wer sich fragt, warum mit den FREIEN WÄHLERN noch eine politische Kraft in den Landtag strebt, der sollte uns als Anwälte der Kommunen und Dienstleister für die Wählervereinigungen sehen. Wir wollen, dass vor Ort alles funktioniert, dass mehr Entscheidungen wieder in die Region vor Ort kommen und nicht zentralistisch abgesaugt werden.“ Als Gastredner waren Frau Prof. Dr. Irene Schneider-Böttcher als Vorsitzende des Landesfrauenrates Sachsen e.V. und der Geschäftsführer des Landesschülerrates Friedrich Roderfeld gekommen.

 

***

 

Förderkreis Friedhof Meerane informiert – Das unbequeme Denkmal

 

Zum Jahresende 2013 wurde das Gitter zum Schmuckhof der Halle nach Instandsetzung von der Firma Trinks wieder eingebaut. Damit sind die Hauptarbeiten an diesem Teil der Friedhofshalle abgeschlossen. In die Kosten teilen sich die Kirchgemeinde St. Martin und unser Förderkreis. Sehr hilfreich war auch die finanzielle Unterstützung durch den Landkreis Zwickau.
Ein weiterer Grund zur Freude ist das Vorliegen der Dissertationsarbeit von Dr. Ulrich Hübner, Dresden, zur „Kultur und Baugeschichte der deutschen Krematorien“. Von Seite 92 bis 99 ist „Das Krematorium Meerane – Der antike Tempel“ als ein architektonisches Denkmal beschrieben, zu welchem auch das antike Pantheon in Rom Pate stand. Der interessante, reich bebilderte Band Nr. 20 des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen (184 Seiten) ist im Buchhandel für 20 € erhältlich. ISBN 978-3-95498-050-5

Gitter SchmuckhofIm Juni 2014 steht das 100-jährige Jubiläum der Friedhofshalle an. Von den Zusagen der beantragten Fördermittel hängt der Umfang der weiteren Erhaltungsmaßnahmen an der Halle ab. Warum die Stadt Meerane sich nicht nur bisher, sondern auch in den Haushaltplanungen bis 2017 aus dem für unsere Stadt bedeutsamen Projekt heraushalten will, ist eine Frage, die man dem am 25. Mai 2014 neu zu wählenden Stadtrat mit auf den Weg geben wird.
Bürgermeister Prof. Dr. Ungerer stellte laut des Berichts über die letzte Stadtratssitzung in der Freien Presse vom 6. Februar, „Friedhof bereitet Kopfschmerzen“, leider die Notwendigkeit der hundertjährigen Friedhofshalle infrage. Das ist sehr bedauerlich. Ein positives Verhältnis zu den Denkmalen einer Stadt muss bei jedem persönlich von innen her wachsen. Es kann nicht verordnet werden. Es bedarf des Gespürs für die Seele des Ortes über die Zahlen hinaus. So ist im Engagement vieler Meeraner für den Erhalt der Friedhofshalle eine Gemeinschaftsleistung zu sehen, die auch von außerhalb Unterstützung und Anerkennung erfährt.

***

 

Fortsetzung der Spenderliste für den Erhalt der Friedhofshalle

Spender 356 bis 396 (September 2013 – Januar 2014) bisherige Spendensumme:45.552 €
Heidemarie Meinhardt, Ingrid Kuchs, Dipl. Ing Ulrich Otto, Reiner Patzig, Günter Schröter, Helga Kolditz, Ingeborg Schiefer, Renate Barth, Marina Böhme, Marianne Schiefer, Christa Wächter, Inge Bonkowski (Dachau), Dr. Martin und Dominika Teubner, Helga Göpner, Ursula Schiefer, Rolf und Gisela Tegler, Stefanie Merkel, Leipzig, Brigitte Köhler, Candida Berger (Aalen), Uta und Hans-Jürgen Illing, Karin Neumann, Astrid Sommer, Christine Bressau, Jürgen Drechsel (Glauchau), ein unbenannter Spender, Hans Werner Grotefendt (Lörrach), Rolf und Elfriede Friedrich, Dr. Peter und Heidi Ohl, Dr. Dietmar Walter, Frank und Karin Preuß, Barbara Gerold, Lisa Sonntag, Ruth und Uwe Horn, Jürgen und Annelie Hofmann, Harald Pohle, Schmiedemeister Wolfram Trinks, Rosemarie Mazanek, Gisela Drewelow, Hans-Joachim und Maria Werner, Peter und Christine Sieber, Petra Lau Herzlichen Dank allen Spendern!
Die vollständige Spenderliste ist im Schaukasten der Friedhofsverwaltung zu sehen.
Spendenkonto für Ihre Spende:
Förderkreis Friedhof Meerane Konto Nr. 0710011091 BLZ 87050000 Sparkasse Chemnitz oder SEPA Konto Nr. DE 02 8705 0000 0710 0110 91 Kennwort: Spende Friedhofshalle



In Erinnerung an Jutta Küchler

Im „Geflügelpark“ schneit’s weiße Federn

Einer der letzten Gärten links vor der Scheune war der meines Großvaters Robert Wüstner. Er musste den 10-Minuten-Weg von zu Hause bis zu seinen Hühnern dort täglich gehen – zu seinem Glück, denn der Geflügelpark hatte auch eine Kantine! Manchmal ging der Schäferhund Harras mit, mitunter auch wir Kinder. Uns interessierte vor allem Großvaters Laube mit dem kleinen eisernen Öfchen und dem oft gefährlich glühenden Blechofenrohr, dazu die beiden Chaiselongues allerältesten Ursprungs, schwarzledern überzogen. Wo das Leder aufgeplatzt war, sah man, dass drinnen Seegras steckte und dass sich dort ab und zu Mäuse einquartiert hatten. Sie waren langschwänzig und hatten große Ohren und Perlaugen, waren also richtige Hausmäuse. Meist verschwanden sie blitzartig zwischen den rohen Dielenbrettern, wenn sie uns bemerkten. Was sonst noch besonders auffiel, das war die Dekoration des Raumes. An den Wänden bis zur Decke klebten lauter Zeitungsausschnitte: kuriose, lustige, literarische Sprüche, Bilder, Geschichten, Anzeigen usw. So wurde es auch bei längerem Regen nicht langweilig in dem kleinen Raum.

Harras wusste, dass er Großvaters bunte Hühner „ertragen“ musste. Zu viel wurde es ihm jedoch, wenn die Hühner vom Garten schrägüber in der hohen Voliere zu gackern anfingen, ohrenzermarternd ihr Ton. Unbeobachtet riss er sich einmal von der Leine los, überwand die hohe Absperrung und reagierte seinen bislang ohnmächtigen Zorn gegen das anmaßende Federvieh ab. Er jagte die Hühner und schnappte sich eines nach dem anderen, auch den Hahn, und brachte sie ein für alle Mal zur Ruhe. Er brachte es auch fertig, dass es in jener Sommerszeit in Frau Rudolphs Garten schneite, Federn schneite, wie einst bei Frau Holle. Keinen unserer Befehle und Schreie hatte der Hund gehört. Er war dem Augenblick voll hingegeben, vielleicht als dem schönsten und gerechtesten seines ganzen Hundelebens. Endlich war er wieder bei uns. Federn weiß an Fell und Schnauze, kleine Blutspritzer an Kopf und Brust. Großvater hatte tief in die Tasche greifen müssen, um Frau Rudolph – Mutter von Klempner- und Elektromeister Rudolph, früher Wiesentalstraße 27 – Genugtuung zu verschaffen, um sie wenigstens finanziell zu beruhigen. In jener Zeit gab es bei Wüstners dauernd Hühnergerichte in verschiedenen Variationen – fast bis zum Überdruss.

Jutta KuechlerDiese Geschichte stammt aus der Feder von Jutta Küchler und erschien im MEERANER BLATT Nr. 160 am 04. Dezember 1992. Es ist eine der zahlreichen Veröffentlichungen der Meeranerin vom Jahrgang 1925 im MB. Mit ihren Erinnerungen vermittelte sie den Lesern Lokalkolorit, erzählte liebevoll aus der Familiengeschichte, aus der Kinder- und Jugendzeit, von Meeraner Bürgern, Fabriken und Ereignissen. Wir erfahren vom Jahrmarkt in Meerane, damaligem Wintervergnügen, Kunstflügen am „Silbernen Pelikan“, Eisenbahngeschichten, vom Wandern und Einkehren, Kartoffellesen beim Thomä-Bauer, aber auch vom Thema „Hautnah – der Krieg“ und der Zeit danach… Viele Meeraner und Ehemalige bedankten sich bei Jutta Küchler und schrieben danach oft eigene Erlebnisse fürs MB auf.

Besondere Verdienste erwarb sie sich als Forscherin zu Friedrich Eduard Bilz, den Naturheilkundler, der viele Jahre in Meerane lebte, hier „Das neue Naturheilverfahren“ schrieb, später in Dresden ein Sanatorium betrieb – und in Vergessenheit geraten war. Jutta Küchler stellte sich selbst die Aufgabe: „Friedrich Eduard Bilz herauszuholen aus dem Nichts“. Unterstützt von ihrem Mann machte sie sich bereits in den 70ern an die Arbeit, erste Veröffentlichungen erschienen 1984 in der UNION Dresden, diese Beiträge fanden im Berichtsjahr 1984 auch Aufnahme in die Sächsische Bibliographie. 1988 folgte ein Beitrag in der „Reformrundschau“ Bad Homburg, im September 1989 stand Bilz im Mittelpunkt einer Veranstaltung im ehemaligen Naturheilverein Meerane, im Jahr des 150. Geburtstages von Bilz erschien 1992 im MB (124 – 128) die Bilz-Geschichte, am 09.04.1992 war im Alten Rathaus Meerane „Bilz-Zeit“(MB 129), am 12. Juni 1992 fand in Radebeul ein großes Bilz-Fest (MB 137) statt und ebendort zwei Jahre später eine „Fachliche Festsitzung“ (MB 244), 1995 gründete sich in Radebeul der Bilz-Bund, 1999 veröffentlichte Jutta Küchler im MB (482, 483, 485, 487) noch einmal die Geschichte um Friedrich Eduard Bilz mit zahlreichen interessanten Fotos, im Meeraner Heimatmuseum gibt es seit 2007 eine Dauerausstellung zu Bilz (Virtuelle Ausgabe MB Nr. 31 vom 25.11.2007)…
Jutta Küchler ist im Dezember 2013 in Meerane verstorben. jw.

 

Leserbriefe


Zum Thema „Architektonische Spurensuche in Meerane“ schreibt die Architektin Christiane Illing aus der Schweiz:

Es gibt natürlich viele Gebäude, die in der Stadt Meerane außerordentlich sind.
Die meisten stammen aus der Zeit des Historimus und des angehenden Jugendstils und spiegeln den Bauboom der Industrialisierung wieder. Viele der herausragenden Industriebauwerke existieren heute leider nicht mehr. Doch einige haben sich erhalten und werden hoffentlich irgendwann einer neuen Nutzung zugeführt werden können. Ihre bauliche Qualität ist oft sehr nachhaltig, wie z.B. der Backsteinbau der ehemaligen Weberei von Louis Quaas & Co. an der Crimmitschauer Strasse oder das bereits sehr schön sanierte Geschäftshaus an der Packhofstrasse der Gebr. Bochmann. Für mich eine Entdeckung ist auch das Geschäftshaus Ecke Moritz-Ostwalt-Strasse / Schulstrasse, in dem Tasso jetzt sein Atelier hat. Dieses erinnert mit seinem großflächigen, optisch über zwei Geschosse zusammengebundenen Fenstern schon fast an die Chicago School.

Die Stadthäuser I-III finde ich ebenfalls interessant und frage mich bei jedem Besuch in der Heimatstadt warum diese nicht genutzt sind. Die Tännichtschule, ein Juwel der Backsteinarchitektur erinnert ein bisschen an Schinkels Bauakademie in Berlin.

Die Post empfinde ich nach wie vor als den Monolith im Herzen der Stadt. Dieses Monument des Neobarock hätte alle Voraussetzungen, der Stadt ein kultureller Schmelzpunkt zu sein, nicht nur optisch sondern auch seiner Gebäudestruktur und städtebaulichen Setzung wegen.

Ansonsten sind städtebauliche Strukturen in Meerane sehr stark! So z.B. die Blockrandbebauung des Crimmitschauer Viertels oder der soziale Wohnungsbau Fritz-Brumm Block. Aber auch die öffentlichen Räume und nichtbaulichen Stadtstrukturen sind einzigartig und in Meerane ortsbildprägend – die Grünanlagen der Wunderlich Ära.

Man könnte sich auch einmal auf Spurensuche nach den DDR Architekten begeben – die Doppelhäuser am Hasensteig sind nicht ganz unüberlegt konzipiert. Sie versuchen auf kleinstem Raum dem allgemeinen Bedürfnis nach dem eigenem Wohnraum nachzukommen und funktionieren bis heute sehr gut.

Wenn sich die Meeraner auf eine architektonische Spurensuche begeben, werden sie sich auch schnell klar darüber werden, welche Bauten ihnen am meisten am Herzen liegen und auf der Prioritätenliste der Erhaltung ganz oben stehen. Denn diese tragen zur Identifikation mit dem eigenen Lebensraum bei. Ich bin gespannt auf das Inventar, welches sich daraus ergibt.

Christiane Illing, Zürich, Schweiz

 

Aus anderen Zeitungen

Wenn eine Stadt schrumpft

übernommen aus der Badischen Zeitung in Lörrach 16.01.2014, von Sabine Ehrentreich

Lörrach wächst. Das bringt Herausforderungen mit sich: Die Kinderbetreuung wird mit Hochdruck ausgebaut, die Gymnasien an der Baumgartnerstraße ächzen unter dem Schüleransturm, irgendwo muss neuer Wohnraum Platz finden, auf dem Miet- und Immobilienmarkt ist es eng und teuer, und der Verkehr wird auch immer dichter.
Szenenwechsel: Meerane, Lörrachs Partnerstadt in Sachsen, hat seit 1999 rund 20 Prozent der Einwohner verloren, seit der Wende sogar fast ein Viertel. Vor allem Junge wandern ab, berichtet Peter Ohl, einst Bürgermeister in Meerane und bis heute Macher der Online-Zeitung „Meeraner Blatt“. Sie finden kaum mehr eine unbefristete Stelle. In Lörrach wird annähernd jede Baulücke geschlossen, in Meerane der Wohnungsbestand zurückgebaut. In Lörrach platzen die Gymnasien aus allen Nähten, in Meerane machte das staatliche Gymnasium dicht, ein privates entstand dafür. Lörrachs Einzelhandel floriert wie nie, in Meeranes Innenstadt stehen rund 20 Läden leer. Dafür gibt’s ein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese. Das ist nichts, was Identität schafft, berichtet Ohl – dabei wäre die doch so wichtig, damit die Leute bleiben, auch wenn sie weniger verdienen.
Gerade ist aus Meerane die letzte Stelle verschwunden, an der es noch Bahnfahrkarten gab. Die Infrastruktur bröselt, Menschen ziehen weg, die Infrastruktur bröselt noch mehr, noch mehr Menschen ziehen weg – ein Teufelskreis, in dem in Deutschland Ost wie West inzwischen manche Stadt steckt. Vergleiche man das triste, graue Meerane von vor 1989 mit dem heutigen, dann sehe man, wie viel sich auch zum Guten verändert habe, sagt Ohl, und man erlebe „eine spannende Zeit“. Er sei voller Hoffnung, dass sich das Ruder wieder herumreißen lasse. Doch der Bevölkerungsschwund ist für die Partnerstadt ein ernstes Problem.
Dagegen hat Lörrach, bei allem, was getan werden muss, Luxusprobleme.
Sabine Ehrentreich


Zu einem Artikel in der Freie Presse vom 09.01.2014 unter der Überschrift:

Aderlass in Weiß

Schon immer sind Menschen der Sonne nachgezogen in der Hoffnung auf Verbesserung ihrer Lebenssituation – ausgewandert oder geflohen. Das ist das eine. Zum anderen begründet sich unser Wohlstand in Mitteleuropa nicht nur auf Wissen und Fleiß, sondern zum erheblichen Teil auf Eroberungen und Kolonialismus. „Kolonialwaren“ und Rohstoffe flossen über Jahrhunderte in die „Mutterländer“.

Auch heute beruht unser Wohlstand noch teilweise auf den Produkten aus Billiglohnländern. Nur ist zum Productdrain auch noch der Braindrain gekommen – die Absaugung von Wissenschaftlern, Ärzten, IT-Spezialisten, Ingenieuren u. a. Sie sollen die Lücken füllen, die in unserem Land durch unzureichende Nachwuchsausbildung entstanden sind.

Welche Kosten die Herkunftsländer für die Ausbildung hatten, bleibt unberücksichtigt. Zudem scheint es bei uns keine Skrupel zu geben, in diesen ärmeren Ländern zu einem medizinischen Versorgungsnotstand beizutragen, den Ärzte ohne Grenzen nie beheben können.

Kommt keinem der Gedanke, in den Verdacht zu geraten, eine neue, diffizile Art von Kolonialismus zu betreiben? Müsste Deutschland nicht wenigstens aus den für die Ausbildung in unserem Land eingesparten Mitteln den Herkunftsländern (z.B. Rumänien Bulgarien) eine Entschädigung für den Verlust von dort dringend benötigten Fachleuten zahlen?

Der Freizügigkeit in Europa darf das nicht angelastet werden, auch nicht allein den noch geringen Löhnen in den Herkunftsländern. Es sind die zunehmenden Ausbildungslücken bei uns, die den Fachkräftezustrom ankurbeln. Neues Denken in der Bildungspolitik ist dringend geboten!
Zunächst sind Regelungen zu einem zweckgebundenen Ausbildungslastenausgleich für die Herkunftsländer erforderlich, bevor von deutscher Seite Willkommensgrüße in die Welt geschickt werden.
Dr. med. Peter Ohl, Meerane


Nicht nur Rettungsdienste im Wettbewerb

Wettbewerb belebt das Geschäft, heißt es. Ob es zur Belebung der Patienten beiträgt, wenn Leistungen der Daseinsvor- und fürsorge ausgeschrieben werden, will beim aktuellen Thema der Rettungsdienste nicht so recht einleuchten. Wenn Verträge jeweils nur auf Zeit geschlossen werden, bedeutet das doch, dass Rettungskräfte samt ihrer teuren Ausrüstung nie wissen, wie lange sie „im Geschäft“ bleiben, wie lange ihr Engagement und ihre Erfahrung samt Ortskenntnis gefragt sind. Zum Rettungssanitäter wird man nur mit einem hohen ethischen Anspruch. Wie verträgt sich das mit Arbeitsverträgen auf Zeit? Die Welt scheint aus den Fugen. Meines Erachtens sind alle Leistungen der Daseinsvorsorge bevor sie an die Privatwirtschaft vergeben werden, daraufhin zu prüfen, ob sie privatwirtschaftlich aus dem Ruder laufen können, wenn übernehmende Firmen nicht über das erforderliche Wirtschaftsethos verfügen oder der Preisdruck die Firma in die Insolvenz treibt. Letztlich könnte ein volkswirtschaftlicher Schaden entstehen. Der Rettungsdienst ist nur ein Beispiel. Die Versorgung der Bevölkerung mit Strom, Gas, Wasser und bezahlbarem Wohnraum gehören ebenso in diese Diskussion. –ohl-

Buchempfehlung

Gerald Hüther, Kommunale Intelligenz, Edition Körber Stiftung 2013, 125 Seiten 12 €
ISBN 978-3-89684-098-1. Der Autor, einer der bekanntesten Hirnforscher in Deutschland sieht in der Kommune weit mehr als eine Verwaltungseinheit. Die Gemeinschaft beginnt in der Familie, doch bei deren Lockerungen in jüngerer Zeit werden das Dorf und die Stadt zu Lernorten für Kinder und Erwachsene mit erweiterter Verantwortung. Ein Buch auch für Stadträte und die, die es werden wollen.

Theodor Fontane, Man hat keine andere Heimat mehr als die Erde, Faber und Faber, 2013, ISBN 978-3-86730-129-9, 180 Seiten, 14,95 €, Ein Fontane-Brevier mit 40 Vignetten von Egbert Herfurth, eine unterhaltsame Lektüre von einem Meister der Sprache.

Und im Internet: http://www.ardmediathek.de Banken außer Kontrolle

Gunda Ulbricht, Olaf Glöckner, Juden in Sachsen, Edition Leipzig 2013. Eine Publikation von HATIKVA e. V. Dresden und Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam, 256 Seiten, ISBN 978- 3 – 361 – 00694-2. „Dieses Buch zeichnet die Geschichte der Juden in Sachsen von ihren frühen Anfängen bis in unsere Tage nach und erlaubt Einblicke in ihr Leben und ihren Alltag. Essays von namhaften Historikern und zahlreiche Abbildungen bieten einen kompetenten Einstieg in ein vielschichtiges Thema.“, heißt es zusammenfassend.
Meerane ist im Sach- und Ortsregister mit 4 Verweisen vertreten. Ein Foto zeigt die Auflösung des Schuhgeschäftes von Georg Salzmann 1938 (für Georg Salzmann wurde in Meerane 2013 ein Stolperstein verlegt). Buchpräsentationen mit den Herausgebern: Dresden, 06. März, 20 Uhr, HATIKVA e. V., Pulsnitzer Str. 10. Chemnitz, 10. März, 19 Uhr, Kulturkaufhaus TIETZ. jw.

 

Aktuell berichtet

Crotenlaide

Crotenlaider Straße

 

Was Hände bauen, können Hände stürzen – so dereinst der Dichter Friedrich Schiller. Aktuell passierte dies in der Crotenlaider Straße am 12. Februar 2014, nachdem diese einige Tage halbseitig gesperrt war – laut Meeraner Homepage aufgrund „akut gefährdeter Standsicherheit der bestehenden Turmkonstruktion mit den Dachgeschossen“. Der Turm fiel, das markante, jedoch verfallende Gebäude folgt sicher bald nach. – In der Crotenlaide lässt sich aber auch reges Bauen beobachten. Neue Häuser wurden letztes Jahr bezogen im Götzenthal und an der Wehrwiese, wo Absperrbänder schon eine weitere Bauabsicht anzeigen. Und Einzug feiert man in demnächst wohl in dem Haus am Crotenlaider Weg (Foto oben). jw.

 

 

 

 

 

 

 

 

Kontakt und Impressum

 

Zuschriften an das Meeraner Blatt senden Sie bitte an: Redaktion Meeraner Blatt, Moeschlerweg 1 a, 08393 Meerane oder per e-Mail: post@meeranerblatt.de, Fax 03764/796764. Weiterverbreitung durch e-Mail oder Ausdruck erwünscht.
Verantwortlich und Herausgeber: Dr. med. Peter Ohl. Erscheinungsweise kostenlos unter www.meeranerblatt.de in loser Folge.
Information über eine neue Ausgabe jeweils durch Rundmail an die dem mb bekannten Adressen.


Kontakt und Impressum

MEERANER BLATT
Herausgeber: Dr. med. Peter Ohl, Bürgermeister a. D. Moeschlerweg 1 a, 08393 Meerane
T.: 03764/3959, Mail: post@meeranerblatt.de, Redaktion: Peter Ohl (-o-), Juliane Weiss (-jw-), Layout: Max Werler.
Fotos, soweit nicht extra kenntlich gemacht, stammen aus Zuschriften oder dem eigenen Fundus der Redaktion. Weiterverbreitung durch E-Mail oder Ausdruck erwünscht. Ihre Leserbriefe senden Sie bitte an obige Adresse. Die Ausgaben erscheinen in loser Folge unter www.meeranerblatt.de. Sie sind kostenlos.