Meeraner Blatt
Kommunikationsplattform für interessierte Bürger in und um Meerane
Ausgabe Nr.43 – 22. Oktober 2009 Gegründet im November 1989 – Online-Ausgabe seit 2004

Virtuelle Ausgabe Nr. 43 vom 22. Oktober 2009

 

Meeraner Kaleidoskop

 

Zwischen Angst und Aufmüpfigkeit

Gedenktag zur Friedlichen Revolution in Meerane am 09. Oktober – Ausstellung in der St. Martinskirche eröffnet – Tafel enthüllt

Wer am 09. Oktober 09, einem Freitag, die St. Martinskirche Meerane betreten hatte, musste erst einmal wieder vor die Tür. Angelika Albrecht (Fachbereich Kultur der Stadtverwaltung) begrüßte die Anwesenden zum kommunalen Gedenktag an die Friedliche Revolution, laut Beschluss des Stadtrates in Meerane der 09. Oktober, der Tag, an dem 1989 hier das erste Friedensgebet stattfand. Am Eingang zur Kirche wurde von Stadtrat Jörg Sommer und Detlef Kahnt eine Tafel enthüllt: „Friedensgebete – 1989 – Friedliche Revolution“ ist zu lesen. Die Idee kam von Detlef Kahnt, der Entwurf von Ingo Kaufmann, die Ausführung übernahm Graveur Bernd Lehmann, der die Tafel sponserte.

Gedenktag zur Friedlichen Revolution in Meerane am 09. Oktober – Ausstellung in der St. Martinskirche eröffnet – Tafel enthüllt

Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung (Foto Dr. Ohl)
von links: Andreas Kuhn, Angelika Albrecht, Pfarrer Dr. Martin Teubner

Vor 20 Jahren, so erklärte Pfarrer Dr. Martin Teubner dann in der Kirche, fand hier das erste Friedensgebet statt. Nach dem 3. Friedensgebet beteiligten sich rund 300 Leute an der ersten Demonstration in Meerane und zeigten Mut und Zivilcourage.

Im September 2008 legte der Stadtrat den 9. Oktober als örtlichen Gedenktag für die Friedliche Revolution in Meerane fest. Daraufhin beschlossen Vertreter der Stadt und der Kirche, dass Zeitzeugen ihre Erinnerungen in einer Ausstellung weitergeben sollen.

Diese Ausstellung ist nun bis zum 27. November 2009 mit – gewollt subjektiven – Zeitzeugenberichten und Bildern zu sehen: „Zwischen Angst und Aufmüpfigkeit – Friedensgebete, Umweltbewegung, Kirchgemeinde und Friedliche Revolution“. Pfarrer Teubner erläuterte die Bedeutung von Erinnerung und von Gedächtnisorten als Geschichtsquellen. Über die Geschehnisse von damals sollten an diesem Abend nicht nur Bilder gesehen und gelesen werden, vier Kurzreferate und zwei Videos ergänzten das auf den Tafeln in der Kirche Dargelegte. Zuallererst aber spielte Kantor Norbert Ranft an der Orgel eine Phantasie von Gustav Adolf Merkel.

„Wir wollen raus – wir bleiben hier“. Pfarrerin i. R. Gertraude Eckardt erinnerte sich an das Ende der 80-er Jahre, als auch vielen Meeranern Hoffnung auf Änderung der Gesamtsituation, am Wahlsystem, am Eingesperrtsein fehlte. Sie habe damals trotz alledem Hoffnung verspürt wegen der Menschen, die sich nicht abfinden würden und sagten „Wir bleiben hier, aber so kann es nicht bleiben“. Man habe zwar Angst gehabt, dennoch kam etwas in Bewegung auf der Suche nach Möglichkeiten zur Veränderung, auch außerhalb der Kirche, zunächst ging es um konkrete Umweltprobleme. Die Ausstellung will Erinnern gegen das Vergessen sein, um nicht 40 Jahre DDR aus dem Blick zu verlieren und um sie nicht zu glorifizieren. Die Ausstellung will aber auch die Aufmerksamkeit auf das Geschehen von heute richten und zur Einmischung ermutigen, wenn Menschenrechte durch Menschen mit Füßen getreten werden.

Dr. Hans Erich Müller erzählte, was ihm am 02. November 1989 eingefallen war, nämlich „Ein Märchen für die, die ausziehen wollen, weil sie das Gruseln gelernt haben“. Dieses Märchen erzählte er auch auf der Großdemonstration auf dem Schützenplatz und nun den Besuchern des Abends. Dornröschen, das eingeschlossen in den Dornen der Resignation, der Sinnlosigkeit, der Sprachlosigkeit schlief, wurde von Prinz Michail, dem Tapferen (Gorbi) wachgeküsst, ein Kuss, der mit der Beseitigung von Stacheldraht im Nachbarland Un-Garn (kein Zwirn) begann. Dornröschen riss sich am Draht, und zum Blutverlust durch die Spindel kam der durch die Wunde im Herzen, weil so viele sie verlassen haben. Weiteren Blutverlust könne Dornröschen nicht vertragen – bleibt im Lande und spendet ihr Blut und Leben. Sein Märchen sei aktuell wie vor 20 Jahren, denn besonders junge Leute verlassen nach wie vor das Land. Habe Meerane 1990 noch rund 21 000 Einwohner gehabt, so seien es 2009 nur noch 16 000.

Johannes Groschwitz bezeichnete es als Freude und Ehre, dass er als Zeitzeuge sprechen dürfe. Er berichtete über die Umwelt- und Friedensgruppe „Miteinander leben“, die gegründet wurde nach Verhaftung von drei ausreisewilligen jungen Leuten. Man wollte etwas tun gegen die Zustände, fortschreitende Umweltzerstörung und zunehmende Militarisierung. Der Ansatz der Gruppe war „Wir bleiben hier“. Sie organisierte ihre Arbeit unter dem Dach der Martinsgemeinde. „Aufbruch jetzt“, das Thema einer Veranstaltung am 19.04.1989 mit einer Ausstellung Meeraner Ansichten fand positives Echo. Aus der Vision „Aufbruch jetzt“ wurde schließlich Realität.

Pfarrer i. R. Dietmar Koenitz, Ehrenbürger der Stadt Meerane, erinnerte sich an seinen Satz beim ersten Friedensgebet „Heute ist ein Wunder geschehen, wir haben die Angst verloren“. Angst sei in der DDR ständiger Begleiter gewesen – vor Repression wegen Nichtteilnahme an Wahlen, vor Spitzeln, bei Rentnern vor Grenzkontrollen. Es gab aber noch andere Ängste, vor dem Atomkrieg beispielsweise, Angst um die Zukunft der Kinder, Angst, durch Gleichgültigkeit schuldig zu werden. Diese Angst habe geholfen, die andere Angst zu besiegen. Vorbild sei Martin Luther King gewesen. Pfarrer Koenitz holte seine Gitarre hervor und stimmte Lieder aus der Zeit der Friedensgebete an: „Wir werden überwinden“ nach der Melodie „We shall overcome“. Oder auch:„Komm, geh mit mir in das Land, wohin ich geh“. Im Text des Liedes heißt es „Es ist Freiheit in dem Land, keine Angst in dem Land, keine Stasi in dem Land, freie Menschen in dem Land“. Bedrückt habe ihn, dass sich bald neue Ängste einstellten, um den Arbeitsplatz zum Beispiel. Friedensgebete seien weiter nötig, betonte Pfarrer Koenitz am Ende, denn die neuen Ängste dürfen uns nicht kaltlassen.

Professor Dr. Wolfgang Zscherpel zeigte ein Video mit den wenigen bewegten Bildern aus dieser Zeit. Gerd Hoffmann, ein Besucher aus Ahlsfeld, hatte ein Video beim Montagsgebet im Dezember 1989 gedreht und u.a. festgehalten, wie Diakon Georg Knittel in der Martinskirche singend verkündet „Gott räumt auf“.Detlef Kahnts Video danach vermittelte einen Eindruck vom „unglaublichen Zustand“ der Stadt damals, vom Aufbruch und vom Start in die Marktwirtschaft. Man sieht die „Kloake“ Seiferitzbach, Friedrichstraße, Bornberg, Axa, den Thälmannplatz mit dem „Dach für die Friedliche Revolution“ darüber, der St. Martinskirche, den i-Punkt, das Meeraner Blatt und den Markt, damals noch Platz der Roten Armee, auf dem Teppiche feilgeboten wurden…

Ralph Schmid, Till Ohl

Der wohl am weitesten angereiste Gast der Ausstellung, Ralph Schmid, Ludwigsburg, Kreisverwaltungsdirektor in Rente (rechts) und Tischlermeister Till Ohl, Foto Dr. Peter Ohl

Andreas Kuhn (Stadtverwaltung) dankte für die Vorbereitung der Ausstellung über viele Monate. Auf den 19 Tafeln und in 3 Vitrinen teilen Zeitzeugen ihr Wissen mit (Pfarrerin Eckardt, Pfarrer Koenitz, Dr. Müller, Dr. Ohl, Prof. Zscherpel, Herbert Augsten, Johannes Groschwitz, Herr Heider, Detlef Kahnt, Georg Knittel, Joachim Krause, Dr. Martin Böttger und Frau Lindner (sie ermöglichten die Kopie der Stasi-Akte Operativer Vorgang „Fassade“, die in der Vitrinenecke gelesen werden kann). Dank gebührt der Kirchgemeinde, Pfarrer Dr.Teubner sowie Frau Mandy Schilling-Ehnert und Ingo Kaufmann für den Aufbau. Die Ausstellung soll künftig in ähnlicher Form als Dauerausstellung geben, der Platz stehe noch nicht fest.
Die Besucher des Abends drängten sich anschließend vor den Tafeln, betrachteten die Exponate in den Vitrinen oder vertieften sich in die ausgelegte Stasiakte bzw. die anderen Hefter mit Gedanken zur Friedlichen Revolution in Meerane. jw.

Die Ausstellung erinnert an die Ereignisse zum Ende der DDR im Herbst 89. Unsere damit verbundenen, immer noch wachen Gefühle sind Nachgeborenen schwer zu vermitteln. Die Jungen brauchen ihre Kraft für die Herausforderungen von heute. Peter Ohl

Die Ausstellung wird bis zum 27. November in der St. Martinskirche gezeigt, täglich von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.

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Anmerkung zum örtlichen Gedenktag

Am 23. September 2008 beschloss der Meeraner Stadtrat, den 9. Oktober als örtlichen Gedenktag zur Erinnerung an die Friedliche Revolution festzulegen, wie dies ein Gesetz des Sächsischen Landtages vorsieht. An diesem Tag fand 1989 in der Meeraner Martinskirche das erste Friedensgebet statt. Mit einer angemessenen Würdigung solle künftig der Ereignisse in Meerane im Jahre 1989 gedacht und bis zum 09.10.2009 eine durch Fördermittel unterstützte ständige Ausstellung zum Thema durch Stadtverwaltung und Kirchgemeinde St. Martin erarbeitet werden.
Wie zum ersten Friedensgebet vor 20 Jahren versammelten sich Meeraner am 09. Oktober 2009 in der St. Martinskirche zur Eröffnung besagter Ausstellung „Zwischen Angst und Aufmüpfigkeit – Friedensgebete, Umweltbewegung, Kirchgemeinde und Friedliche Revolution“.
Als örtlicher Gedenktag für die friedliche Revolution war dieser Tag zweifellos ein besonders wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste im gesellschaftlichen Leben der Stadt im Jahre 2009. Zur Eröffnung der Ausstellung ging ein Raunen durch die Reihen bei der kurzen Ansprache von Angelika Albrecht (Fachbereich Kultur), die von Bürgermeister Prof. Dr. Ungerer ausrichten ließ, er sei untröstlich, schaffe aber den Termin nicht. Auch keiner der drei Stellvertreter des Bürgermeisters aus dem Stadtrat ergriff das Wort. jw.

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Ausstellung im Museum zur Geschichte der deutschen Teilung in Mödlareuth

Die Sonderausstellung zu den Prager Botschaftsflüchtlingen vom Oktober 1989, die zuerst in der Prager Botschaft eröffnet wurde, ist jetzt im Museum in Mödlareuth zu sehen. Bestandteil der Ausstellung ist auch die Tafel aus der Praxis von Dr. Ohl aus Meerane. (Mödlareuth, das kleine Dorf zwischen Plauen und Hof, war zu DDR-Zeiten wie Berlin durch eine Mauer getrennt).

Ausstellung im Museum zur Geschichte der deutschen Teilung in Mödlareuth

Sonderaustellung in Mödlareuth

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Die Zeitungen der Friedlichen Revolution

Im Foyer des Sächsischen Landtages in Dresden wird am Dienstag, 03. November 09, um 18 Uhr, durch den Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler eine Wanderausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums Werdau eröffnet. Sie trägt den Titel „Unter Druck“ – Die Zeitungen der Friedlichen Revolution – Aufatmen nach Jahrzehnten unter Pressezensur.
Das Martin-Luther-King-Zentrum www.martin-luther-king-zentrum.de schreibt in seiner Vorankündigung: „Schwerpunktmäßig werden die Zensurgeschichte, einschließlich der ‚Schere im Kopf‘, die Behinderung der Kirchenzeitungen und der Samisdat in der DDR dokumentiert sowie die Entstehung der parteiunabhängigen Zeitungen im Verlauf der Friedlichen Revolution und in den Monaten der Demokratisierung 1990. Im Schlussteil werden das Ost-West-Leserverhalten sowie Chancen, Grenzen und Gefahren von Pressefreiheit in der Gegenwart kritisch beleuchtet.

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Werner SchulzWERNER SCHULZ beendete seine Rede auf dem Festakt am 9. Oktober 2009 im Leipziger Gewandhaus mit diesen Worten:
„. . . Auch nach diesem Jubiläumsjahr und all den Feiern gilt es, die Geschichte der Friedlichen Revolution wach zu halten, weil sich unsere Zukunft auch in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit entscheidet. Und weil die Generation des Nach-Mauer-Falls, die heute sicher vor anderen Problemen steht, weil auch die erfahren sollte, wie man Angst überwindet und Zivilcourage lernen kann und warum wir uns weiter für Gewaltfreiheit, Frieden, Demokratie, soziale Gerechtigkeit und kulturelle Vielfalt engagieren müssen:
 
Das Vermächtnis der Friedlichen Revolution gehört nicht ins Museum. Wir war´n nicht das Volk – sondern wir sind das Volk“ 

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Lebendige Feierstunde für Ralph Arthur Roberts

Dr. Hansjoachim Schönherr schenkt Meerane Biographien des Schauspielers

Eine Premiere gab es vor 15 Jahren im Heimatmuseum Meerane – erstmals zeigte eine Ausstellung einen (kleinen) Teil von dem, was Dr. Hansjoachim Schönherr über seinen Onkel, den Schauspieler Ralph Arthur Roberts, zusammengetragen hatte, wie das Meeraner Blatt vom 28. Oktober 1994 berichtet. Museumsdirektorin Marina Sachet nahm den 110. Geburtstag zum Anlass für die Sonderausstellung, in der es außerdem um Kintopphistorie in Meerane ging. Am Geburtshaus von Ralph Arthur Roberts in der Friedrichstraße 10 befindet sich seitdem eine Erinnerungstafel an den hier Geborenen.

Anlässlich des 125. Wiegenfestes nun fand am 02. Oktober 2009 in der Bibliothek eine Feierstunde in Anwesenheit des mittlerweile 87-jährigeHansjoachim Schönherr statt. Einführende Worte über Ralph Arthur Schönherr, wie der Schauspieler eigentlich hieß, sprach Angelika Albrecht (Fachbereich Kultur).Ihre Ausführungen begleitete eine kleine Präsentation mit Bildern aus Filmen, die bei den überwiegend älteren Besuchern offensichtlich schöne Erinnerungen weckten, wie das Lächeln in den Gesichtern zeigte, – an Filme wie „Meine Tante – Deine Tante“, „Der Snob“, „Fragen Sie Frau Elfriede“, „Punks kommt aus Amerika“, „Der Maulkorb“. RAR, Sohn eines Bäckermeisters, zog mit den Eltern nach Dresden, spielte am Theater, in Stummfilmen genauso wie in Tonfilmen, arbeitete als Regisseur, schrieb Drehbücher, führte ein eigenes Theater in Berlin und komponierte und textete „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“.

Im Heimatmuseum erinnert die Vitrine mit dem Exponat des Monats an ihn.

Ralph Arthur Roberts, Werner Bochmann, Erich Knauf, Siegfried Jordan – alle vier verließen Meerane, alle lebten in Berlin, alle zählen heute zu den berühmten Meeranern, stellte Bürgermeister Prof. Dr. Lothar Ungerer fest. Begegnungen zwischen Knauf (schrieb Filmbücher), Bochmann (komponierte Filmmusik) und RAR ergaben sich sicher durch deren Arbeit. Die im Kunsthaus am Markt im Aufbau befindliche Ausstellung über Bochmann und Knauf werde daher auch den Schauspieler Ralf Arthur Roberts einbinden.

Ralph Arthur RobertsHansjoachim Schönherr zeigte sich tief beeindruckt, weil fast alles schon gesagt sei, und frage sich, was er noch Neues bringen könne. In der Stadt sei er schon oft gewesen, früher auch auf Einladung des Filmklubs unter Emil Winkler, sodass er fast sagen könne: „Ich bin ein Meeraner“. In der heutigen hektischen Zeit, konstatierte der betagte Herr, sei es gut, wenn man Rückschau halte auf eine andere Zeit und eines Künstlers gedenke, dessen Ursprung in Meerane gewesen sei und dessen skurriles Spiel den Menschen Freude bereitete. Seinen sächsischen Dialekt habe RAR beibehalten und mit Berliner Schnoddrigkeit verbunden.

Vor fünf Jahren, bei einer Veranstaltung im Trausaal des Alten Rathauses hielt der Verfasser der Biographie seines Onkels mit dem Titel „Ralph Arthur Roberts – Lebensbild eines großen Schauspielers“ einen längeren Vortrag. Diesmal, so Hansjoachim Schönherr, biete er nur eine kurze Vita des Bäckersohnes, dessen Mutter Berta es wohl war, von der er künstlerische Talente erbte. Sie schrieb beispielsweise Kinderbücher. Den Besuch des Neustädter Gymnasiums in Dresden musste Ralph Arthur Schönherr beenden, „er flog raus“, weil er als Statist im Hoftheater wirkte. Eine solide Ausbildung erhielt er im Dresdner Konservatorium und an der Dresdner Theaterakademie, ein erstes Engagement am Wiesbadener Residenztheater. Wichtig für seine künstlerische Entwicklung, so sein Biograph, war Hamburg, wo 1912 das Lied von der Reeperbahn entstand. 1921 wechselte er nach Berlin, die unbestrittene Theatermetropole, wo er sich 1928 seinen Jugendtraum erfüllte – sein eigenes Theater in der Behrenstraße.

1919 bekam Ralph-Arthur Roberts seine erste Filmrolle, er spielte einen chinesischen Mörder. Der Übergang zum Tonfilm bereitete keine Probleme mit seinem „knarrenden Organ“. Viele komische Figuren stehen zu Buche, auch seichte Rollen, weil die Leute unterhalten werden wollten, sein ganzes Talent entfaltete er in ernsteren Rollen, so an der Seite von Gustav Gründgens in „Tanz auf dem Vulkan“ beispielsweise oder in seinem besten Film „Der Maulkorb“. Leider verstarb er viel zu früh, bereits mit 56 Jahren.

Seinen Vortrag beendete Hansjoachim Schönherr mit Anekdoten. Im lockeren Gespräch erfuhren die Besucher der Feierstunde, dass sich der Künstler seinen Namen in Hamburg zulegte, indem er an Ralph Arthur den Vornamen seines Vaters und ein s anfügte (Roberts), sein Grab auf dem Südwestfriedhof von Stahnsdorf noch existiert und von Hansjoachim Schönherr unterhalten wird, die Beerdigung nach dem überraschenden Tod durch eine giftige Auster pompös gewesen sei, sich auf seinem Gut Schönbirken, das der Pferdeliebhaber Stück für Stück ausbaute, heute eine Rehaeinrichtung befindet und eine Tafel am Haus sowie schöne Fotos in der Kaminhalle an den einstigen Besitzer erinnern.

30 Exemplare der Biographie hatte Dr. Hansjoachim Schönherr als Geschenk nach Meerane mitgebracht, zum Kaufen, Ausleihen und für Schulen. Er erhielt einen echten Meeraner Draufgänger. Die Feierstunde endete mit einem Gläschen Sekt für die Anwesenden und dem Lied „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ – zum Mitsingen für jedermann. jw.

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Meerane August-Bebel-StraßeDEN DURCHBLICK von der August-Bebel-Straße bis zur Friedrichstraße bzw. von der Marienstraße in Richtung Simmel hatten Passanten für einige Zeit nach Abriss der Häuser dort. Seit Mitte Oktober versperrt auf beiden Seiten ein stabiler, hoher und teurer Bretterzaun die Sicht. Man darf gespannt sein, ob er lange steht oder ob dahinter bald Neues gebaut wird, denn der Anblick mitten im Zentrum irritiert…

 

 

 

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Aus anderen Zeitungen

 

Zum Tag der Deutschen Einheit luden die Osteroder Jazzfreunde als Gast aus Ostdeutschland in diesem Jahr die „Hot & Blue Jazz Band“ aus Sachsen ein.

Der HarzKurier berichtete darüber:

Artikel HarzKurier

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Gebt her alte Schlüpfer, gebt her altes Hemd…

Wie die Freie Presse am 21.Oktober 09 berichtete, wird der Meeraner Straßenfasching “umgebaut“. Ein neuer Verein mit dem passenden Namen Pflasterköppe unter Volker Mothes nimmt künftig anstelle des Meeraner Carnevalsvereins den weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten und beliebten Straßenfasching unter seine Fittiche. Am 30.Januar 10 soll das Spektakel über die Bühne resp. Straßen und Markt gehen mit möglichst vielen Vereinen aus nah und fern und viel privater und städtischer Unterstützung.

Eine Idee hatte schon der Meeraner Bürgermeister, wie der FP-Artikel vermeldet. Betreiber von Kleiderkammern und Alttextiliensammler sollten sich daher warm anziehen, kommt für sie doch jetzt echte Konkurrenz aus der Stadt. Diese brauche nämlich die “alte Unterwäsche” ihrer Einwohner künftig selbst, um daraus Wimpel zum Schmücken der Straßen zu nähen. Kleiderkammern und Sammelcontainer gehen also leer aus. Des einen Freud, des andern Leid, wie schon der Volksmund sagt.

Bisher wurde nicht publik, welchen Anforderungen die alten Meeraner Unterkleider genügen müssen. Sauber oder sind Spuren erlaubt, ganz oder darf’s auch mit Loch sein, können winzige und somit wimpelkettenungeeigneten String-Tangas abgegeben werden, kommen die sprichwörtlichen Buchsen infrage, gibt es Größenbeschränkungen bei der Abgabe von Bhs, wird Neues genommen und und und.

Die Meinungen sind geteilt, einer will sich von der warmen Unterhose nicht gerade im Winter trennen, andere sorgen sich, ob sie nach Abgabe der alten Unterwäsche ins Gerede geraten, manche träumen vom Einzug der Meeraner ins Guinness-Buch der Rekorde mit der alten Leibwäsche, andere sind etwas verwirrt ob der Aktion, manch einer findet den Gedanken ganz und gar nicht für Meerane werbeträchtig, sondern schlicht unter der Gürtellinie. jw.

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Verbrieftes und „Vermailtes“

 

Aus Briefen von unserem Leser Thomas Fedrow, Esslingen und Nico Marunde, Essen:

Herzlichen Dank für die Infos aus Meerane.

Der Redaktion ausdrücklichen Dank für die gute und sachliche Darstellung im Meeraner Blatt. Die exakte Auflistung der Einnahmen an Gewerbesteuer und frühen Investitionen in das Gewerbegebiet und damit die Zukunft aller Meeranerinnen und Meeraner, ob jung, ob alt, zeigt, dass damals sehr weitreichende Weichen gestellt wurden. Diese Gründerzeit ist die Basis des heutigen positiven Gemeinwesens, „Natürlich Meerane“!

Herzliche Grüße aus der Alten Reichsstadt Esslingen am Neckar Thomas Fedrow,
von 1991 bis 1995 Amt für öffentliche Ordnung Stadtverwaltung Meerane
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Lieber Herr Ohl,
obwohl – oder gerade weil – ich jetzt schon seit über 10 Jahren hier in NRW wohne möchte ich auf die Infos im Meeraner Blatt über Meerane nicht verzichten wollen und freue mich daher immer über jede neue Ausgabe des Blattes. Als ich noch in Meerane wohnte, hatte ich den einen oder anderen Beitrag selbst mit verfasst. Leser des mb war ich von der ersten Stunde an – und das damals mit noch nicht ganz 16 Jahren.

Liebe Grüße aus Essen
Nico Marunde

 

Am Rande

 

Sonnenschirm nicht vergessen

Auf dem Simmelparkplatz befindet sich jetzt eine Packstation, wo man sparen und „rund um die Uhr Pakete abholen, frankieren und verschicken“ kann, wie der entsprechende Werbeslogan verspricht. Wenn allerdings, wie am 20. Oktober, kurz vor 14 Uhr, die grellgelbe Anlage von einer ebensolchen Sonne beschienen wird, bereitet die Bedienung des Automaten alle Mühe, da man im Display nichts erkennen kann. Am besten den Sonnenschirm zur Packstation mitnehmen, wenn’s Klara gut meint. jw.

 

Datenschutz und Diskretion

Beides wünscht sich der Kunde beim Geldabheben und Ausdrucken des Kontoauszuges. Die Realität weicht nicht selten davon ab. In manchen Räumlichkeiten mit Geldautomaten ist einfach für Abstand zu wenig Platz vorgesehen, in anderen wiederum fehlt den Zeitgenossen offenbar das Gefühl für die in dem Falle angebrachte Distanz. jw.

 

Trauriger Anblick

Wenn die Herbstferien vorbei sind, strömen die Schulkinder wieder zu den Bushaltestellen oder lassen sich von den Eltern mit dem Auto bringen. Einige können laufen. Von „Strömen“ kann man in der Crotenlaide zwar nicht sprechen, aber es gibt doch wieder eine ganz schöne Anzahl von Jungen und Mädchen, die früh vom Sperlingsberg, dem Crotenlaider Weg oder aus dem Götzenthal der Haltestelle auf dem Merlacher Weg zustreben. Die Schulbusse halten übrigens am Gelände gleich neben der früheren Dorfschule, die später Kindergarten war. Heute ist die einstige Bildungsstätte Wohnhaus und wird gerade auf Vordermann gebracht, wie die Veränderungen zeigen, die sich dort tun. – Das Buswartehäuschen gleich daneben allerdings wird auch nach den Ferien noch im gleichen traurigen Zustand sein. Kein schöner Anblick am frühen Morgen für die Kids. jw.

 

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