Meeraner Blatt
Kommunikationsplattform für interessierte Bürger in und um Meerane
Ausgabe Nr.12 – 11. Juli 2004 Gegründet im November 1989 – Online-Ausgabe seit 2004

Virtuelle Ausgabe Nr. 12 vom 11. Juli 2004

 

Meeraner Kaleidoskop

 

Auf der Stadtratssitzung vom 29. Juni 2004 notiert

Bilanz nach fünf Jahren

DIE FEHLENDE ZWEI-DRITTEL-MEHRHEIT führte, anders als am 25. Mai 2004, diesmal nicht zum Abbruch der Sitzung nach 10 Minuten, sondern der Tagesordnungspunkt Schöffennachwahl wurde einfach nach hinten verschoben.

DAS MIKROPHON für die Einwohnerfragestunde trat nicht in Aktion, Fragen blieben aus.

ZAUBERWORT SOLARENERGIE. Meerane bekommt den Solarpark II auf dem Lärmschutzwall an der A 4, der etwa doppelt so groß werden wird wie der bereits bestehende und von einem Hamburger Emissionshaus mit 7 Millionen € finanziert wird. Weitere 415 000 € fließen in das sogenannte Bürgerkraftwerk, an dem sich, wie der Name sagt, Bürger finanziell beteiligen und am Gewinn teilhaben. Die Verträge seien fertig, so der Bürgermeister. Sie reichen bis ins Jahr 2024 und bringen für die Stadt 10 000 € Einnahmen pro Jahr, also einen Gesamtbetrag von 200 000 €.
Stadtrat Baur meldete Bedenken wegen der Vertragsgestaltung hinsichtlich späterer Entsorgung an, die jedoch der Bürgermeister zu zerstreuen versuchte. Der Vertrag regele, daß der Betreiber die zu 99,9 Prozent recyclebare Anlage zurückbaue. Für den Solarpark II gab es grünes Licht mit einer Gegenstimme.

REIZBEGRIFF WINDANLAGEN. Weshalb Befürwortung der Solaranlagen und Ablehnung der Windkrafteinrichtungen, wollte Stadtrat Liebezeit wissen. Solaranlagen, erklärte der Bürgermeister, hätten keinerlei Emission, keinerlei Geräusch, anders bei Windanlagen, die Geräusche erzeugten und sogar in einigen Fällen gebrochen seien, ganz abgesehen von der “Verspargelung der Landschaft”. Was die “zwei unschönen Teile” betrifft, die angrenzend an Meerane auf Thüringer Flur gebaut werden, so gab es keine Möglichkeit, sie zu verhindern. Als Erfolg erreichte man lediglich, daß die Anlage nachts nicht betrieben werden darf.

KOSTENEINSPARUNGEN führte Frau Ursel, Leiterin des Eigenbetriebes Seniora, als Argumente für den Antrag ins Feld, Reinigungs- und Wäschereileistungen des Bürgerheims an ein Dienstleistungsunternehmen zu vergeben. Daß dies für drei Arbeitnehmerinnen Arbeitslosigkeit bedeuten würde, kritisierte Stadträtin Köblitz genauso wie die Stadträte Dr. Haubold und Schilling, während Stadtrat Salzbrenner argumentierte, die Arbeit bliebe ja in der Region. Die drei Mitarbeiterinnen könnten sich nach Ausschreibung und Vergabe bei dem Dienstleister bewerben, stellte der Bürgermeister fest. Im übrigen brauche die Stadt eine Einrichtung wie das Bürgerheim, weshalb Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Wirtschaftlichkeit durchgesetzt werden müßten. Die Arbeitslosigkeit schaffe der Gesetzgeber, der die Standards vorgebe. Mit 9 Ja-, 5 Gegenstimmen bei zwei Enthaltungen wurde der Vorschlag akzeptiert.

ZUSTIMMUNG FAND DIE HAUSHALTSATZUNG 2004 des Schulzweckverbandes der Gymnasien Glauchau / Meerane, wobei eine vollkommene Trennung der Haushalte beider Schulen besteht. Auch Glauchau hatte den Haushalt beschlossen.


ZUR ZUKUNFT DES MEERANER GYMNASIUMS legte dann der Bürgermeister den Stand der Dinge dar. Im Juni 2003 habe man die Zusammenlegung beider Gymnasien in zwei Häusern zu einer Schule beantragt, und nun – nach einem Jahr – lehnte das Ministerium den Antrag ab mit der Begründung, der Schulzweckverband wäre nicht korrekt gegründet worden, weil man beim Landratsamt nicht angefragt hätte. Nach Meinung des Bürgermeisters sei die Schulträgerschaft jedoch eine weisungsfreie Aufgabe, also keine Anfrage nötig. Mit der Zusammenlegung beider Gymnasien hätte die Aufhebung der Schulen erfolgen müssen. Der Meeraner Stadtrat beschloß in nichtöffentlicher Beratung im September 2003, das Gymnasium aufzulösen, sofern Glauchau den gleichen Schritt gehe. Das sei bis heute dort nicht geschehen. Während der Glauchauer und der Meeraner Bürgermeister sich gemeinsam mit dem Landrat um den Zweckverband mühten, ließ beispielsweise der Glauchauer Ältestenrat über die Presse eine ganz andere Meinung wissen. Meerane jedenfalls erhebt Klage, weil die Einrichtung von 5. Klassen nicht genehmigt wird, die meisten Eltern der 40 Schüler gehen in Widerspruch, mußten sich aber inzwischen für eine andere Schule entscheiden – der Großteil meldete sich in Crimmitschau an, einige in Glauchau.

EIN GYMNASIUM IN FREIER TRÄGERSCHAFT sei nun das Ziel, um die gymnasiale Bildung in Meerane zu halten. Für den eigenen Weg Meeranes gebe es bereits Zustimmung aus der Unternehmerschaft. Eine renommierte Universitätskollegin werde die Sache begleiten. Im übrigen habe man immer noch die Hoffnung, daß sich innerhalb der Union etwas bewegt, weshalb das Schulthema bis zur Landtagswahl obenauf bleibe.

ÜBERRASCHT zeigte sich der Bürgermeister, daß der Leiter des Meeraner Gymnasiums Ende Juli nach Annaberg an das dortige Landkreisgymnasium wechselt. Nach Meerane kommt dafür der Schulleiter des dortigen städtischen Gymnasiums, ein “äußerst energischer” Kollege, dessen Aufgabe es sei, das Pestalozzigymnasium abzuwickeln. Für Meerane bedeutet dies, daß die Klassen 9 / 10 / 11 die letzten Abiturklassen sein werden.

EINIGE DISKUSSION rief Stadtrat Schilling mit einem Brief hervor, den er an Stadtrat und Bürgermeister von Annaberg schicken und als Antrag einbringen wollte. Darin schreibt er, daß der Leiter des Meeraner Gymnasiums nachweislich Partei gegen den Schulträger ergriffen und sich nicht eingesetzt habe, weshalb man empört sei. Das Schreiben stieß durchweg auf Skepsis. Stadtrat Prof. Zscherpel war der Meinung, daß der Brief eine Aufklärung bewirke, die die Annaberger bereits hätten. Der Brief sei vom Stil her nicht angemessen, sagte Stadträtin Köblitz, und der Bürgermeister meinte, dem Meeraner Schulleiter sei sein Ruf ohnehin bereits vorausgeeilt. Außerdem sei die Sache vorbei. Verantwortlich für die ganze Situation sei das Regionalschulamt, das auf die Schulleiter Druck ausgeübt habe. Nicht richtig im Stil und ohne Fakten zu nennen, so kritisierte auch Stadtrat Baur das Schreiben. Man dürfe nicht vergessen, daß der Schulleiter seine Pflicht getan habe und die Schüler nicht schlechter unterrichtet wurden. Angesichts dieser Meinungen zog Stadtrat Schilling nach kurzer Auszeit seinen Antrag zurück.

MIT ERSCHEINEN von Stadtrat Bachmann gegen 19.40 Uhr erreichte das Gremium die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit, so daß die Wahl zweier weiterer Schöffenbewerber durchgeführt werden konnte. Beide erreichten die notwendige Stimmenzahl.

ZUM BAUGESCHEHEN informierte Frau Jantsch, u, a. darüber, daß in nichtöffentlicher Sitzung der Bürgermeister ermächtigt worden war, die Vergabe für den Brückenbau Wehrwiese vorzunehmen, weil dies bis zur Stadtratssitzung nicht hätte warten können. Den Zuschlag bekam die Firma STRABAG aus Nobitz. Gesamtkosten des Brückenbaus: 375 405,05 €, den Großteil finanziert die öffentliche Hand über das Programm Schäden kommunaler Infrastruktur. Die Mittel wurden gleich nach dem Augusthochwasser 2002 beantragt.

NACH DER WAHL IST VOR DER WAHL. So auch 2004. Der Bürgermeister dankte allen Helfern und namentlich Frau Berger für ihr Engagement zur Kommunal- und Europawahl. Frau Berger informierte über die Reduzierung der Anzahl der Wahllokale. Rund 1500 Wahlberechtigte im Schnitt pro Lokal wird es künftig geben. Dies sei angemessen, zumal die Briefwahlmöglichkeit zunehmend genutzt wird.

DER FERIENKALENDER für Meerane, so teilte der Bürgermeister beim Tagesordnungspunkt Informationen und Anfragen dem Stadtrat mit, werde erstmals angeboten, u.a. im Bürgerbüro. Der nunmehr beschlossene gemeinsame Flächennutzungsplan für Meerane und Schönberg stelle eine Grundvoraussetzung für die Flächenentwicklung dar. Er informierte über ein Gespräch im Regierungspräsidium zu Fördermitteln. Bis Ende August sei mit einem Bescheid nicht unter 5 Millionen DM zu rechnen. Nicht zweckmäßig eingesetzte Fördermittel müßten zurückgezahlt werden. Um dies abzuwenden, sichte man sehr viele Akten. Das Regierungspräsidium habe zur Auflage gemacht, die Verantwortlichen im Bericht zu nennen. Es sei denkbar, daß der Förderanteil noch erhöht wird. Das Verfahren habe sich als richtig erwiesen, resümierte der Bürgermeister.
Angesprochen wurde das Thema Friedhof als “Flucht nach vorn“. Zu den Fragen der Bestattungskultur gehören auch die Kosten. Nach Erhebungen bei den umliegenden Gemeinden ergibt sich, dass diese in Meerane wesentlich höher sind als anderswo. Die Kämmerin berichtete über die Auflage für die Stadt, im Zusammenhang mit dem Doppelhaushalt 2004/2005 jede Mehreinnahme zur Deckung des vorhandenen Fehlbetrages zu verwenden.

DIE 66. UND LETZTE SITZUNG der Legislaturperiode gab Anlaß zu einer bürgermeisterlichen Bilanz über die letzten fünf Jahre. Er sehe in dieser Zeit drei Phasen. Die erste Phase 1999 als Neuorientierung im Rahmen der Meeraner Stadtentwicklung, die ausgelöst wurde durch die Krise der Mesteg. Die Verantwortung sei auf die Stadt übergegangen, eine schwere Pflicht. Doch das Paket wäre endlich geschnürt, zu klären seien noch Dinge im Zusammenhang mit dem InVorG. (InvestitionsVorrangGesetz)

Als zweite Phase nannte er 1999/2000, die Umbruchphase mit Lösungswegen, aufgezeigt durch das Wibera-Gutachten und die Tätigkeit von Herrn Schmid, der für seine Arbeit jedoch nicht ausreichend Zeit gehabt habe.

Die dritte Phase beginne 2001. Wichtig sei der Haushaltsicherungsbeschluß vom 09.04.2002 und die bis heute anhaltenden Konsolidierungsphase. Die Stadt sei nun in schwierigem, aber ruhigem finanziellen Fahrwasser.

Das Vertrauen der Bürger in das Gremium Stadtrat sei gewachsen, schätzte der Bürgermeister ein. Und die Meeraner seien stolz, was sich in der Stadt abspielt. Der scheidende Stadtrat habe Verantwortung gezeigt und wichtige Entscheidungen getroffen. Richtig seien alle Beschlüsse zur Mesteg, richtig sei die Entscheidung für das Rathaus, die der Stadtrat getroffen habe.
Teichplatz und Treppe, Solarpark, OBI, Management des Hochwassers markierte er als wesentliche Erfolge. Ihm mache die Arbeit Spaß.
Sollte er, so der Bürgermeister irgendjemanden gekränkt habe, so bitte er um Verzeihung.

STELLUNGNAHMEN der Fraktionen seien ausdrücklich erwünscht gewesen, verriet Stadtrat Stöckl, als er das Wort für die Freien Wähler ergriff, aber gleich einschränkte, er spreche nicht im Namen aller Fraktionsmitglieder. Da die freien Wähler nicht immer geschlossen aufgetreten wären, hätten sie prompt bei der Wahl die Quittung bekommen, so sein Fazit. Und die Freie Presse habe dies ausgeschlachtet, obwohl andere auch verloren hätten. Stadtrat Stöckl erinnerte an die Wende, danach sei  Enormes passiert in der Stadt, in den schweren Anfangsjahren mit Bürgermeister Dr. Ohl an der Spitze, seit 2001 mit Prof. Ungerer, der mit Sachverstand und Herz angetreten sei. Der Fraktionschef der FWV schloß mit einem Hinweis auf Manfred Rommel, einst Stuttgarter OB, der gesagt hatte, die Freien Wähler würden eine gute Arbeit tun, denn sie würden mit ihm stimmen. “Wenn Sie sich hier weiter engagieren und gute Arbeit leisten, dann werden die Freien Wähler Sie unterstützten.”

DER NICHT WIEDER GEWÄHLTE STADTRAT KÜCHLER sprach für das Meeraner Bündnis, dessen gemeinsamer Nenner, die Bürgermeisterbewerbung von Prof. Ungerer zu unterstützen, sich als sehr gute Entscheidung erwies. Das Stadtbild habe sich mittlerweile merklich verändert.

STADTRAT SALZBRENNER würdigte für die CDU-Fraktion die Bemühungen um den Ausgleich zwischen Gewerbegebiet und Innenstadt. Letztere habe endlich Aufmerksamkeit erfahren. Wichtig sei die Forderung nach Aufklärung in Sachen Mesteg gewesen, und glücklicherweise sei es nach der Bürgermeisterwahl zur Klärung der Angelegenheit gekommen, so daß man wieder konstruktiv zusammenarbeiten könne. Er sehe als dringliche Aufgabe, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Arbeitsplätze zu schaffen.

IN DER AUFLÖSUNG der Mesteg sieht Stadtrat Schilling, PDS und Vorsitzender des Ältestenrates, eine Zäsur. Es sei ein Verdienst Prof. Ungerers, daß trotz manchen Widerstandes die Periode aufgearbeitet worden sei.

STADTRAT LIEBEZEIT, SPD, beklagte die schwierige Arbeit in seiner Fraktion, weil aus beruflichen Gründen oft drei von vier SPD-Stadträten auswärts waren.

ERFREUT bedankte sich der Bürgermeister für die “wohlwollenden Worte”. Ein Dankeschön bekam Herr Geidel, Freie Presse, von dem er hoffe. daß er auch weiterhin zur Stange halte. Er habe sich angewöhnt, sich mit den Medien nicht anzulegen. “Die Presse ist das, was sie ist.” Die Freie Presse sei wichtig, das gelte auch für das Amtsblatt in seiner bescheidenen Form.

AUSSPRACHE sei eigentlich nicht vorgesehen und er hoffe, sie wahre die Form, erteilte der Bürgermeister Stadträtin Köblitz das Wort, um sie gleich wieder zu unterbrechen nach der Bemerkung, für sie sei der Aufbruch in Meerane 1989/90 gewesen. Sie möge doch nicht wieder bei Adam und Eva beginnen. Frau Köblitz dann weiter, sie komme sich hier vor wie im Marionettentheater, und einer hat die Fäden in der Hand. Der Bürgermeister entzog der Stadträtin das Wort, weil er sich nicht als Marionette bezeichnen lasse und keine Fäden gezogen habe. Der Unterschied zwischen ihr und ihm sei, daß er den Vorsitz habe und sie nicht, sagte er zur Stadträtin, die sich das Wort nicht verbieten lassen wollte. Der Bürgermeister ließ damit vermissen, was er in einer früheren Sitzung einmal Stadtrat Prof. Zscherpel empfohlen hatte, sich eine Meinung “mit professoraler Gelassenheit” anzuhören.

EINEN WERMUTSTROPFEN kündigte danach Stadtrat Dr. Haubold an und verlas eine persönliche Erklärung: “Mein persönliches Fazit der dritten Legislaturperiode 1999 – 2004 des Meeraner Stadtrates fällt einigermaßen ernüchternd aus:

Zwei Jahre lang, von 1999-2001, hat die Mehrheit dieses Stadtrates aus politischen und anderen Motiven jegliche Stadtentwicklung blockiert. Wer daran zweifelt, sollte die Sitzungsprotokolle aus dieser Zeit einsehen.

Drei Jahre lang, von 2001 bis zum heutigen Tag, hat sich eben dieser Stadtrat in beinahe grotesk zu nennender Art und Weise indoktrinieren und entmündigen lassen. Die Motive für diese Haltung mögen lauter gewesen sein, die Folgen sind jedoch unabsehbar.


Im Jahr 2001 hatte diese Stadt auf Grund des überwältigenden Wahlerfolgs des parteilosen Kandidaten, Prof. Dr. Ungerer, die einmalige Chance auf eine harmonische, nicht wieder von Parteienzwist geprägte Entwicklung. Diese Chance ist vertan worden – leichtfertig von den Mitgliedern dieses Stadtrates, und höchst absichtsvoll vom neuen Amtsinhaber, der offenbar der Auffassung ist, daß sein Licht nur dann hell genug erstrahlen kann, wenn alles, was in der Vergangenheit getan wurde, dämonisiert und verächtlich gemacht worden ist. Und es ist bedrückend, mit ansehen zu müssen, mit welcher Kritiklosigkeit, ja Begeisterung dieses Gremium die entsprechenden Kampagnen und selbst die fragwürdigsten Beschlüsse – oft genug im Nachhinein – sanktioniert.
Obwohl ich mir wenig vorzuwerfen habe, bin ich alles andere als stolz darauf, Mitglied dieses Stadtrates gewesen zu sein. Auch deshalb habe ich die Entscheidung getroffen, in diesem Jahr nicht wieder zu kandidieren. Ich möchte meine kurzen Ausführungen mit einem Wort von Abraham Lincoln beschließen:

Man kann alle Leute einige Zeit zum Narren halten
und einige Leute allezeit;
aber alle Leute allezeit zum Narren halten kann man nicht.
Ich wünsche dem neuen Stadtrat eine glücklichere Hand.“

DIE SCHEIDENDEN STADTRÄTE erhielten zum Schluß der Sitzung Urkunden bzw. Urkunden und Medaillen für langjährige Zugehörigkeit und Mitarbeit im Stadtrat Meerane. Nach kurzer nichtöffentlicher Beratung traf sich das Gremium zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant der Stadthalle. jw.

 


Kein Handlungsbedarf in Sachen Amtsblatt

Stadtrat Schilling stellte unlängst auf der Sitzung die Frage, ob ein Grundsatzurteil von Frankfurt/Oder in Sachen Amtsblatt auch auf Meerane zutreffen würde. Dabei ging es darum, daß das Amtsblatt nicht einer anderen Zeitung beigelegt werden dürfe. Die Antwort gab der Bürgermeister zu Beginn der letzten Beratung. Man habe das geprüft und sehe keinen Handlungsbedarf. „Aber ich“, so der Kommentar von Stadtrat Schilling.

Schon vor Jahren sah der gleiche Stadtrat Handlungsbedarf. Gemeinsam mit den Stadträten Frentz und Hessel blieb er solange am Ball, bis ein Beschluß gefaßt und verwirklicht wurde, wonach die bis dahin im Meeraner Blatt veröffentlichten amtlichen Bekanntmachungen und Mitteilungen dort nicht mehr erscheinen durften. Für ein kurze Zeit gab es tatsächlich ein eigenständiges Amtsblatt, aber mittlerweile ist der Stand wie einst, die amtlichen Mitteilungen sind in Meeraner Zeitung enthalten. Mit einigen kleinen Unterschieden.

Das Meeraner Blatt erreichte zwar nicht jeden Haushalt, aber es erschien wöchentlich und jeder konnte es sich besorgen, um das Amtliche zu lesen; Tagesordnungen der Sitzungen, Termine, Mitteilungen, Satzungen etc., jede Woche!

Jetzt erscheinen amtliche Bekanntmachungen einmal im Monat, Tagesordnungen entnimmt der Interessent den Schaukästen, und wer die Freie Presse liest, dem fallen die Notbekanntmachungen im Anzeigenteil auf, die es gewiß nicht zum Nulltarif gibt. jw.



Meeraner Gespräch zum Bestattungswesen
Friedhof – Ort des Abschieds und grüne Lunge

Das Thema Bestattungswesen lockte am 30. Juni 2004 zahlreiche Bürger in den Trausaal des Alten Rathauses zum Meeraner Gespräch. In seiner Einführung begründete der Bürgermeister die Wahl des Themas mit den heftigen Diskussionen um das Bestattungswesen und die Situation um die Kosten, nicht zuletzt nach Wegfall des Sterbegeldes. Ein Vergleich mit anderen Kommunen habe ergeben, daß der Tod nirgendwo so teuer ist wie in Meerane. Das sei erschreckend. Es könne nicht sein, daß die Bürger schlechter gestellt sind, nur weil sie in Meerane sterben. Ihn habe neulich ein Frau aufgesucht und ihre Not geklagt, daß sie ihren Sohn nicht in Meerane bestatten lassen könne. Als Bürgermeister maße er sich an, sich einzumischen. Beim Bestattungswesen handelt es sich um eine kommunale Pflichtaufgabe. Neben kommunalen Friedhöfen existieren kirchliche Friedhöfe mit bzw. ohne Monopolcharakter. Wie in vielen Gemeinden wird diese Aufgabe auch in Meerane von der evangelischen Kirche, die für den Friedhof zuständig ist, übernommen. Wenn das Problem mit den Gebühren nicht lösbar sei, denke man an einen kommunalen Friedhof. Neben den Kosten gehe es auch um Spielräume und um Individualität bei Bestattung und Grabgestaltung, denn Friedhöfe sind eine Form der Lebensgestaltung.

Um eben diese Gestaltungsspielräume ging es dann u.a. in einem äußerst interessanten Dia-Vortrag von Dagmar Kuhle aus Kassel. Die gelernte Freiraum- und Landschaftsplanerin arbeitet bei der dortigen AG Friedhof und Denkmal, einer Arbeitsgemeinschaft mit rund 1000 Mitgliedern (vom Bestatter bis zum Bürger), die bei der Friedhofsplanung beraten. Außerdem gibt es das Museum für Sepulkralkultur mit wechselnden Ausstellungen (sepulkral – das Grabmal oder Begräbnis betreffend). In ihrem Vortrag ging die Referentin darauf ein, wozu Friedhöfe wichtig sind, auf die Geschichte und auf aktuelle Tendenzen.

Der eigentliche Sinn des Friedhofes besteht darin, ein Ort zu sein für Trauer und Abschied, die zu den existenziellen Krisen des Menschseins gehören, da der Tod alles in Frage stellt. Riten und Regeln im Zusammenhang mit der Bestattung und Grabgestaltung helfen dem Menschen, wieder in den Alltag zurückzufinden. Heute stellen Friedhöfe außerdem grüne Lungen dar, Parks und gelten als Erholungslandschaften.

Friedhöfe gab es zuerst als von einer Mauer umgebene Kirchhöfe an der Kirche und mitten im Ort, später legte man sie an die Ränder der Stadt, dennoch blieben Mauer und Eingangsgestaltung wichtig. Mit Haupt- und Nebenwegen wurde die Stadt der Toten (Nekropolis) angelegt mitten in der Stadt der Lebenden. Aus der Gründerzeit kennen wir prachtvolle Grabanlagen für ganze Familien, von 1920 beispielsweise eine Friedhofsreform. Anhand von sehenswerten Bildbeispielen bekamen die Zuhörer einen Überblick über Gestaltungsmöglichkeiten der Reihen- und Wahlgräber (wo man ein Nebeneinander von alten und neuen Gräbern findet). Dagmar Kuhle plädierte dafür, daß der Friedhof einen Teil haben sollte, wo alles möglich ist.

Friedwälder, ein neuer Trend, sind zur Zeit im Kommen und noch viel diskutiert. Die vier bestehenden befinden sich in kommunaler Verwaltung. Es gebe neuerdings auch einen Antrag zur Privatisierung eines Friedhofes.

Ein angeregtes Gespräch folgte dem Vortrag. Orte und Zeit zum Abschiednehmen, Aufbahrung der verstorbenen Angehörigen zu Hause, Trauerhaus als Angebot der Bestatter, mehr Platz zwischen den Gräbern wurden u.a. angesprochen. Und natürlich die Kostenfrage, die überall diskutiert werde, wie Dagmar Kuhle sagte. Die Kosten richten sich nach Grabart (Wahl- oder Reihengrab), nach Größe und Liegezeit. Aktuell sei der Streit, was in die Gebühren einrechenbar sei. Auf kommunalen Friedhöfen, so der Bürgermeister, sei für die Gebührenfestsetzung das Kommunalabgabegesetz bindend, sie seien billiger. Die Gebühren auf kirchlichen Friedhöfen seien meist höher. Da die Finanzdecke der Kirchen enger wird, muß die Frage der Gebührenstruktur überdacht werden.

Sie verstehe nicht, sagte eine jungen Frau, die ihren 19jährigen Sohn verloren hatte, warum man bei individueller Grabgestaltung um alles kämpfen müßte. Sie habe zwar ihre Vorstellungen verwirklichen können, würde sich aber wünschen, daß man in seiner Trauer nicht noch so viele Steine in den Weg gelegt bekommt. Dazu Dagmar Kuhle: Eine gute Beratung sei für die Trauernden sehr wichtig. Jeder Mensch müsse die Möglichkeit haben, seiner Trauer individuelle Gestalt zu geben. Gestaltungsvorschriften auf dem Friedhof seinen wichtig, dennoch muß die Wahlfreiheit vorhanden sein. In vielen Gemeinden würden sich Broschüren bewähren. Das allerbeste sei es, wenn sich die Menschen zu Lebzeiten mit dem Thema Friedhof beschäftigen.

Ein für Friedhöfe zuständiger Mitarbeiter der Landeskirche erläuterte, daß die kirchlichen Friedhöfe kostendeckend arbeiten müßten, weil sie keine Zuschüsse erhalten, es sei denn, die Kommunen unterstützen sie. Kommunale Friedhöfe dagegen finanzieren sich aus Steuermitteln. Auf den in der Runde geäußerten Wunsch, in Urnengrabstätten mit einfacher Pflege zwei Urnen bestatten zu können eingehend, sagte er, diese Möglichkeit würde geschaffen werden. Herr Horn, Friedhofsverwalter in Meerane, bekräftigte, daß der Meeraner Friedhof kostendeckend arbeiten müsse (nicht rentabel!). Im übrigen sei er erschrocken, daß eine Bürgerin ihren Sohne nicht habe bestatten lassen können. Er frage sich, weshalb sie mit diesem Problem zum Bürgermeister gegangen sei statt zur Friedhofsverwaltung. Es gibt Möglichkeiten und Wege für jeden Bürger, auf dem Meeraner Friedhof bestattet zu werden. Es seien Stundung und sogar Erlaß der Kosten vorgesehen, wenn sich jemand in finanziellen Nöten befindet. Über die Gebührengeschichte müsse man noch einmal ins Gespräch kommen, stellte der Bürgermeister fest.

Pfarrer Dr. Zemmrich, vom Bürgermeister zu Kürze gemahnt, sagte, vor einem Jahr, als er nach Meerane kam, sei er beeindruckt gewesen vom Meeraner Friedhof. „Eine wunderschöne Anlage.“ Allerdings seien die Sorgen bald nachgekommen. Seit zwei Jahren gelte die Gebührenordnung. Das Problem nehme der Kirchenvorstand sehr ernst. Man wolle es gemeinsam mit der Stadt lösen. Er bestätigte die Aussage des Friedhofsverwalters, daß nach § 4 der Gebührenordnung Stundung und Erlaß möglich sind. „Jeder, der hier bestattet werden möchte, kann hier bestattet werden.“ Was das Aussehen des Friedhofes betrifft, so sollte dessen Parkcharakter erhalten und ausgestaltet werden. Den Gedanken einer Broschüre nehme ich auf, sagte der Pfarrer, daran arbeiten wir. Sorgen mache ihm die Friedhofskapelle, der vielleicht eine Bürgerinitiative helfen könnte. Wichtig sei, daß alle zusammenspielen. jw.

 

Zurückgeblättert

 


Vor 10 Jahren, am 24.Juni 1994 wieder Abiturzeugnisausgabe in Meerane

Es bedurfte des Gleichklangs der Schüler, Eltern und Lehrer mit der Stadtverwaltung, dem Landratsamt und dem Oberschulamt, um die Wiedereinrichtung unseres Gymnasiums im Jahr 1992 zu erreichen. Mit größtem Nachdruck haben sich der Gemeinderat, der Ausschuss für Kultur, Bildung und Sport und die Stadtverwaltung hierfür eingesetzt. Dabei ist es durchaus nicht selbstverständlich, dass eine Stadt sich so stark um die Trägerschaft für die Einrichtung eines Gymnasium bemüht, weil damit immense Kosten verbunden sind. So ist heute allen Beteiligten ein großer Dank auszusprechen. Einen besonderen Dank aber an unsere Abiturienten, die 1992 zu Beginn der 11. Klasse bereit waren, von Glauchau nach Meerane zu wechseln. Sie haben mit ihren Eltern dafür gesorgt, dass unser Pestalozzigymnasium vom 1. Tag an kometenhaft in die Reihe der renommierten Gymnasien unserer Region aufstieg. Sie haben dafür gesorgt, dass das Gymnasium zu einem geistig-kulturellen Zentrum unserer Stadt wurde. Durch Ihre Entscheidung für Meerane können wir Ihnen heute in Ihrer Heimatstadt Ihre Abiturzeugnisse überreichen. Dazu gratuliere ich Ihnen, liebe Abiturienten, Ihren Eltern und Lehrern ganz herzlich. Sie können eines Tages Ihren Kindern und Enkeln davon erzählen, dass Sie die ersten waren, die im Jahr 1994 im neu errichteten Pestalozzi Gymnasium Ihr Abitur machten.

Erinnern wir uns nochmals an scheinbar unlösbare Aufgaben zu Beginn:
Die Schüler und ein völlig neues Lehrerkollegium treffen in einem Haus zusammen, in dem die Bauarbeiten auf allen Fluren noch im vollen Gange sind. Dafür, diese schwierige Phase mit großem Einsatz gemeistert zu haben, gebührt Ihnen, sehr geehrter Herr Direktor Kolitsch mit Ihrem Lehrer- Kollegium sowie dem Hausmeisterehepaar Schmidt und Ihrer Sekretärin, Frau Menge große Anerkennung.

Auch künftig wird die enge Verbindung dieses Hauses zur Stadtverwaltung, insbesondere zu meinem Stellvertreter, Herrn Illing und dem Schulamt immer wieder nötig sein.  . . .
Vor einem Jahr musste ich noch nach Glauchau fahren, um der Zeugnisausgabe an unsere Meeraner Abiturienten beizuwohnen. In diesem Jahr gibt es seit fast 30 Jahren erstmalig wieder Abiturienten an einem Meeraner Gymnasium. Das sagt sich so leicht hin und gehört doch zu den bedeutendsten Ereignissen in unserer jüngeren Stadtgeschichte.
Eine Stadt unserer Größe ist ohne Gymnasium heute undenkbar.  . . . „

(aus dem Redekonzept von 1992, -o- )

 


Meeraner Stadtentwicklung aus meiner Sicht (Folge 10)

von Dr. Peter Ohl


November 1992

++ Ab 1.11. läuft der
ärztliche Bereitschaftsdienst

in Meerane, der fast zwei Jahrzehnte über den   DRK-Stützpunkt Glauchau abzuleisten war, wieder eigenständig über die Pforte im Krankenhaus Meerane.
++
Bürgerversammlung zur Denkmalspflege

in der Stadthalle. Rund 500 Objekte sind vorläufige aufgelistet. Den Meeranern wird damit der Blick für die Stadtbildbewahrung geschärft (04.11.).
++
Auszeichnung der Preisträger des Fasadenwettbewerbs



1. Preis:

Pension Baar, Pestalozzistraße 28;
2. Preis:

Fam. Janusch, Steile Wand 42;

3. Preis:

Fam. Floß, Badener Straße 3
Für
gute Farbgestaltung

wurden ausgezeichnet:
1. Preis:

Fam. Kahnt, Zwickauer Straße 32;

2. Preis:

Fam. Kohl, Annenstraße 1;
3. Preis:

Fam. Hempel, Pestalozzistraße 58
++ Weiterer Bezug der neuen Blocks der Wohnungsbau- und Verwaltungs-GmbH am
Nelkenweg

.
++ Die
Erdgasumstellung der Stadt

beginnt und soll im Februar 93 abgeschlossen sein.
++ Die
Kreisreform

schlägt wieder hohe Wellen. Statt eines Zusammenfassens der Städte um das Oberzentrum Zwickau wird jetzt ein Landkreis zwischen Zwickau und Chemnitz vorgeschlagen.
++ Meerane tritt zur Belebung des Tourismus dem
Fremdenverkehrsverband Mittelsachsen

bei.
++ Nach dem Umbau der
Parkschänke

zum Hotel beginnt auch der Umbau
Gasthof Schwanefeld

.
Meerane benötigt dringend Betten zur Beherbergung des ständig wachsenden Besucherstromes vor allem von Investoren und Geschäftsreisenden. Das
Hotel „Goldener Löwe“

und die Pensionen sind ständig ausgebucht.
++ Gründung des
Landesverbands der Freien Wähler

Sachsen in der Stadthalle (14.11.).
++ In der Stuttgarter Zeitung erscheint ein Bild der Steilen Wand unter der Rubrik „Aus aller Welt“ mit der Bildunterschrift: „Ein Hauch von San Francisco in Sachsen“.
++
Im Stadtrat

wird beschlossen, die Planungen für einen
Gleisanschluss des Gewerbegebietes

zugunsten vom Glauchauer Güterverkehrszentrum einzustellen. Weiterhin wurde beschlossen, im
Annapark ein Freizeitzentrum

nach dem Vorbild der Kaltenbachstiftung in Lörrach einzurichten.
Die für die weitere Planung der
Wasserfreizeit

gibt der Stadtrat die 500.000 DM Fördermittel vom Freistaat frei, die sonst zum Jahresende verfallen wären.
In der Prioritätenliste für Wasserfreizeitanlagen ist das Meeraner Vorhaben (Kombination von privatem Investor mit der Stadt) nach Aussage von Dr. Heilmann im Regierungspräsidium ganz oben und als förderfähig eingestuft worden.


Dezember 1992

++
Aufteilung der großen Neubaugebiete Westring

und Oststraße zwischen städtischer Wohnbau- GmbH und Westsächsischer Wohnbaugenossenschaft, als Voraussetzung künftiger Kreditaufnahmen. Verkauf der Flächen von der Stadt an die Genossenschaft (ehemals AWG).
++
1. Meeraner Rocknacht

mit „City“, „The Wanderers“, „Forum“, „Steep Wall Stompers“ und „Schwarzkittel Five“ in der Stadthalle (4.12.).
++ Klavierabend mit dem Meeraner Pianisten
Wolfgang Leibnitz

im Kirchgemeindehaus (6.12.).
++ Ein neues
Vermögenszuordnungsgesetz

soll mehr Ordnung in die Eigentumsverhältnisse bringen. Ausführliche Anleitung für die Kommunen dazu im Sächsischen Städte- und Gemeindetag.
++
Grundsteinlegung für das „Hotel Meerane“,

Investor – Dr. Durach, Unterhachingen, Architekt – Gerhard Hupach, Hamburg, Betreiber – RIMC (7.12.).

Zwei Jahre VW Mosel

– ein Ereignis von großer Bedeutung auch für Meerane mit seiner 90-jährigen Automobilbautradition (Firma Hornig, IFA) und als exklusiver Standort für Autmobilzulieferer (9.12.).
++
Weihnachtsmarkt

auf dem Markt und in der Marienstraße (18.-20.12.).

Grundsteinlegung Hotel Meerane

In der Geuckestraße und Schmiederstraße  entstehen größere private
Wohnbaugebiete

.
Weitere
28 Eigenheimbauten

wurden im Stadtgebiet genehmigt.


5,5 Kilometer Straße

(2 km innerstädtisch, 3,5 km im Gewerbegebiet) wurden mit einem Gesamtumfang von 22 Mio. DM grundhaft instand gesetzt bzw. neu gebaut, mit jeweils erheblichen Eigenanteilen der Stadt. Der erste Bauabschnitt im Gewerbegebiet ist damit voll erschlossen.

221 Gewerbeanmeldungen und 92 –abmeldungen ergeben ein
Plus von 130 Gewerbebetrieben

. Interessant sind in dieser Hinsicht die Firmen-Inserate in den Meeraner Blättern der 90er Jahre.

Eine Zählung der Zentralstelle für Wirtschaftsförderung ergab rund
5000 Arbeitsplätze

für Meerane.
Diese Zahl wird sich in den kommenden Jahren durch neue Firmen auf über 7000 erhöhen.

Die Mesteg schloss Verträge mit
29 Investoren für das Gewerbegebiet

ab.Weiterhin wurden von der Mesteg
33 Investitionsvorrangverfahren

bearbeitet und inzwischen 15 realisiert, wodurch wertvolle Altbausubstanz in Meerane erhalten werden konnte. Zahlreiche Fahrten zu Verhandlungen mit Investoren und Vorhabensträgern waren für diese Ergebnisse notwendig.
Im Gewerbegebiet sind bereits
170 Arbeitsplätze neu geschaffen

worden (ANZAG, HLS, Fumi).
Weitere Arbeitsplätze entstanden durch die
Nachnutzungen innerstädtischer Industriebrachen

(Hella, Sommer-Alibert, Teppichwelt u. a.).

Zum Jahresende 1992 betrug die
Einwohnerzahl von Meerane 20.406

. Ein Jahr zuvor waren es 20.493 Einwohner. Die Zuzüge übertrafen zwar um rund 100 die Wegzüge, aber die 126 Geburten konnten die Sterberate von knapp 300 nicht wett machen.




In eigener Sache:  Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Rückblick straffen sollte und größere Zeiträume kürzer fasse. Hierzu bitte ich um den Rat unserer Leser. Im Übrigen möchte die Redaktion Sie ermutigen, Ihr „mb“ für alles, was Sie bewegt, zu nutzen. Sie schreiben, wir veröffentlichen.
Inzwischen verzeichnet die Statistik für das mb schon über 10.000 Zugriffe im Monat.
– Ihr Peter Ohl


 

Verbrieftes

 

Liebe Redakteure des MB!
Als ehem. Meeraner war ich zum Klassentreffen und zur Diamantenen Konfirmation nach M. gereist. Es waren Tage die des Erinnerns wert sind. Die Kirche war von Konfirmanden ab der Goldenen Konfirmation (50) Jahre bestens gefüllt und eine kraftvolle Predigt von Friedrich Krause, Sohn des Meeraner Ehrenbürgers Georg Krause, regte zum Nach- und Vorausdenken an. Der gemeinsame Nachmittag mit den Angehörigen im Kirchgemeindehaus war ein schönes Erlebnis. Foto Augsten war mit Blitzlichtgewitter zugegen, nur die Presse nahm wohl wiederum keine Notiz von diesem schönen Fest. Hier in Franken ist es üblich, dass die Presse auch über kirchliche Feiern berichtet. Vor 10 Jahren hatte ich mich in dieser Angelegenheit mit der FREIEN PRESSE in Chemnitz in Verbindung gesetzt und meine Anregungen vorgebracht. Wie ich heute hören konnte, wurde wiederum nicht über dieses erwähnenswerte Ereignis berichtet. Die Zeitungen sind stets voll von Sensationsmeldungen, der kirchliche Bereich wohl weniger interessant!. Näher am Menschen zu sein würde auch der FREIEN PRESSE gut tun. Christen sind keine aussterbende Sorte Mensch, sie stehen mit beiden Beinen im Leben und resignieren nicht ,wenn versprochene blühende Landschaften nicht allein wachsen sondern als gemeinsames, langfristiges Aufbauwerk Zeit und guten Willen brauchen von allen Seiten ! Kirche und Staat sind getrennt, aber ohne Kirche kann man auch keinen Staat machen, das hat die Vergangenheit bewiesen. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass die Kirchen offen sind für alle, auch für die Presse.
Mit frdl. Grüßen Manfred Eger, Deyßingstraße 12, 96450 Coburg


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Schlips und Kragen


Zur Diskussion im MDR über das Für und Wieder einer Schuluniform

Meiner Meinung nach ist die Diskussion um eine einheitliche Schulkleidung zur Vermeidung von optisch hervortretenden sozialen Unterschieden zwischen Kindern (dies als Hauptargument der Befürworter) wieder einmal ein eklatantes Beispiel dafür, wie man versucht, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Sozial und bildungspolitisch könnte das eine Nullnummer werden, weil zum einen Kinder in unseren übergroßen Schulklassen mit Sicherheit von der Kleidung unabhängige Gründe finden werden, um Mitschüler zu diskriminieren. Bestimmte gruppendynamische Zwänge werden unter Umständen sogar noch stärker auf das einzelne Kind wirken, wie in Morton Rhue´s Roman „Die Welle“ in Reminiszenz auf den Nationalsozialismus sehr deutlich gezeigt wird.

Braucht unsere Gesellschaft eine uniform geschulte Bevölkerungsmehrheit? Wollen wir den Kindern so individuelle Auseinandersetzungen während der Schulzeit ersparen, denen sie aber im späteren Leben zwangsläufig ausgesetzt sein werden?

Zum Schutz der Kinder benötigen wir doch eher kleinere Schulklassen, die eine gezielte, auf den Einzelnen abgestimmte Bildung und Erziehung zulassen. Wir brauchen mehr neue und junge, gut ausgebildete Lehrer die bereit und befähigt sind, mehr zu leisten, als nur den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Vielleicht wünscht sich manch überforderte Lehrer alten Schuldrill wieder, aber ein höheres Rangabzeichen auf seiner Uniform, die er ja als logische Konsequenz tragen müsste, macht aus ihm noch keinen besseren Pädagogen.

Ein zweiter Aspekt ist mir wichtig.
Wenn ich mir eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern vorstelle, sehe ich folgendes:
Die Mutter benötigt neben der Markenkleidung, auf der die Kinder trotzdem bestehen werden, pro Kind mindestens noch zwei Schuluniformen zum Wechseln und die in der Wachstumsphase quasi alle Jahre in einer neuen Größe, was nicht billig sein dürfte. Oder gibt es dann an den Schulen staatlich finanzierte Kleiderkammern, damit keine sozialen Härten entstehen?

Mit der gesamten Diskussion soll einmal mehr von der Bildungsmisere und von sozialen Missständen abgelenkt werden. Man bekämpft wieder nur Symptome. Eine Uniform wird nicht dazu beitragen, dass Kinder gern in die Schule gehen, wird zu keinen besseren Lernergebnissen führen und nicht helfen können, selbständige und selbstbewusstere Bürger zu formen.

Ich für meinen Teil bin 1989 als Schüler auch gegen die damalige Schuluniformität auf die Straße gegangen, gegen Uniformes und Staatsuniformes allgemein. Ich fühlte mich dadurch mehr eingeengt als durch die Mauer.

Was schützt unsere Kinder und Eltern vor den Auswüchsen, welche aus Uniformzwang entstehen können? Was passiert mit Kindern, die sich aus eigenem Willen diesem Zwang nicht unterwerfen wollen? Sind das die neuen Unpersonen?

Ich möchte warnen! Es könnte mehr Schaden entstehen, als es zu begrenzen gilt.
Legt den Kindern drei gute Bücher auf den Geburtstagstisch, nicht Schlips und Kragen.Lasst Euch etwas Besseres und Intelligenteres einfallen.  
(Thomas Fanghänel, Meerane/Gosel)

 

Newsticker

 

Auf Einladung des Vereins ARTIS CAUSA musiziert am Sonntag den 18. Juli um 17 Uhr die israelische Pianistin Roglit Ishay im Blauen Saal des Schlosses Waldenburg. Es erklingen Werke Robert Schumann und Franz Schubert. Karten sind eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn im Schloss erhältlich.

 


Zielstrebigkeit statt Aktionismus


(Kommentar zum Thema Meeraner Gymnasium – Stand 26.07.2004)

In einem sind sich alle einig (Bürgermeister, Stadtrat, Lehrer, Eltern und Schüler) – die gymnasiale Ausbildung für Meeraner Schüler muss um jeden Preis erhalten werden.
Doch bei der Frage nach dem wie, spült es die Einigkeit das Meerchen hinunter.
Die Demonstrationen für den Erhalt unseres Gymnasiums werden zur Komödie, wenn vom Bürgermeister ständig neue Varianten aus dem Hut gezaubert und lautstark verkündet werden. Die Frage, ob alle Varianten jeweils vorher beschlossen worden sind, ist eine Anfrage der neuen Stadträte im August wert.

Bisher sind folgende Varianten bekannt geworden:

1. Schulzweckverband Glauchau-Meerane mit Erhalt beider jetziger Schulstandorte

2. Schulzweckverband mit dem Bau
eines

neuen Gebäudes für beide Städte

3. Einrichtung eines privaten Gymnasiums in Meerane mit Übernahme von 20% der Kosten durch die Stadt

Selbst die Möglichkeit, Meeraner Gymnasiasten nach Crimmitschau zu schicken, wird jetzt von Professor Zscherpel gefördert (Meeraner Bündnis), wie in der Freien Presse vom 24.07. zu lesen ist. In der Annahme, dass Stadtrat Zscherpel das mit seinem Bürgermeister, der auch Vorsitzender des Schulzweckverbands Glauchau-Meerane ist, abgesprochen hat, würde damit dieser Schulzweckverband von Meeraner Seite bewusst beerdigt. Vielleicht will man nun einen neuen Schulzweckverband mit Crimmitschau oder noch besser mit allen drei Städten?

Dann wäre nämlich das Kaninchen „Privatgymnasium“ wieder im Hut und der Bürgermeister von Meerane brauchte sich von keinem Stadtrat fragen zu lassen, woher  er denn die pro Jahr dafür erforderlichen Euros nehmen will und wer das überhaupt beschlossen hat, wo doch der Zweckverband mit Glauchau noch gar nicht aufgelöst ist, sondern im Gegenteil  noch vor Gericht erstritten werden soll.

Mit einem von Anfang an klaren Ziel und ohne diesen Aktionismus, würde es dem Kultusministerium viel schwerer gemacht, die Aufhebung des Meeraner Gymnasiums durchzusetzen. Der Spatz in der Hand war der Zweckverband.  -o-

 

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