Meeraner Blatt
Kommunikationsplattform für interessierte Bürger in und um Meerane
Ausgabe Nr.03 – 7. März 2004 Gegründet im November 1989 – Online-Ausgabe seit 2004

Virtuelle Ausgabe Nr. 3 vom 7. März 2004

 

Meeraner Kaleidoskop

 

Auf der Stadtratssitzung Meerane notiert

Während draußen in den Foyers die letzen Reste der Lumpenballdekoration verschwanden, tagte drinnen im kleinen Saal der Stadthalle am 02.03.2004 der Stadtrat und beschloß mit einer Gegenstimme den Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen der Stadt und der Westsächsischen Wohnungsbaugenossenschaft. Dabei geht es um den Rückbau (Abriß) der Oststraße 50 bis 84 und den Teilrückbau (Aufwertung) Oststraße 86 bis 124 im Zeitraum von 2004 bis 2007.

Um „städtebauliche Mißstände“ zu überwinden wurde ein Bund-Länder-Programm „Stadtumbau Ost“ aufgelegt. Für die Stadt bedeutet der Fördermittelbescheid vom Dezember 2003 in Höhe von über 1.121.000,- Euro eine 100prozentige Förderung. Die Zuwendungsempfängerin ist zunächst die Stadt, die die Fördermittel an die Wohnungsbaugenossenschaft weiterreicht, die wiederum bei der die Maßnahmen begleitenden Sächsischen Aufbaubank Antrag stellen muß. Der Rückbau beginnt bereits im 2. Quartal 2004, der Teilrückbau soll 2005 bis 2007 erfolgen. Mit der bereits im Technischen Ausschuß vorberatenen Klarstellungssatzung für Waldsachsen, einstimmig gebilligt, entsteht Baurechtssicherheit, weil klargestellt wurde, was zum Innen- und was zum Außenbereich zählt.

Fördermittel erhält die Stadt laut Bescheid vom Dezember 2003 für die Sanierung der Bachüberbauung am Merzenberg. Reichlich 2.680.000,- Euro gibt es im Zusammenhang mit Hochwasserschädensbeseitigung vom Freistaat, ohne daß ein kommunaler Anteil notwendig ist. Die Maßnahme müßte bis Ende 2004 erledigt sein, was problematisch sein dürfte. Deshalb wurde eine Verlängerung bis Ende 2005 beantragt. Um die Planungen rasch durchzuführen, mußte der Stadtrat eine außerplanmäßige Mittelfreigabe über reichlich 358.000,- Euro beschließen. Außerplanmäßig, weil wegen des noch nicht beschlossenen Haushaltes die vorläufige Haushaltführung gilt. Mit 2 Enthaltungen gab man dem Antrag statt und somit grünes Licht dafür, daß der Teil der Straße, unter dem der Bach fließt, aufgemacht und die Bachüberbauung saniert wird. Später soll der ruhende Verkehr wieder an den Straßenrand zurückkehren. Ausbaubeiträge entfallen für die Hausbesitzer aufgrund der kompletten Förderung, allerdings rückt auch eine Öffnung des Bachbettes als städtebauliche Bereicherung in weiteste Ferne. Dies wird nicht gefördert.

Durchweg mit Ja stimmten die Stadträte dem Antrag auf außerplanmäßige Mittelfreigabe über 115.000,- Euro zu, der als Tischvorlage auf die Tagesordnung kam. Mit 100prozentiger Förderung werden die Hochwasserschäden am Sperlingsberg beseitigt und eine Straßenbeleuchtung installiert. Die Arbeiten führt die Hoch- und Tiefbau GmbH Crossen aus.
In der Sitzung erfuhren die anwesenden Bürger, die übrigens die Einwohnerfragestunde ungenutzt ließen, daß sie sich über Notbekanntmachungen in den beiden Schaukästen in der Marienstraße und am Lörracher Platz informieren können. Mit der Freien Presse oder dem Internet könne man nicht jeden erreichen.

Zustimmung fand die Zusammensetzung des Gemeindewahlausschusses, dessen Vorsitzende Frau Berger, Stadtverwaltung Meerane, ist. Gesucht werden übrigens noch Wahlhelfer. Beim Tagesordnungspunkt Anfragen und Bekanntmachungen verlas der Bürgermeister eine Klarstellung, die im Auftrag des Ältestenrates entstanden sei und sich auf eine Veröffentlichung in der Freien Presse vom 06.02.2004 zur Mesteg bezieht. Informiert wurde, daß während die Arbeiten im Gornzigtal voranschreiten, der dort seit Jahrzehnten ansässige Hundeverein ein neues Domizil im Gewerbegebiet erhalten hat; daß es heftige Gegenwehr gibt gegen eine veränderte Zuordnung der Stadt zu einer anderen Polizeidirektion; daß für ein Sonderprogramm Straßenbau (Eu-Mittel) die Augasse beim Landratsamt beantragt werden soll; daß ab 12.03.2004 der Doppelhaushalt im Bürgerbüro öffentlich ausliegt. Auf Nachfrage nach einem Grundstücksverkauf in der Zimmerstraße wurde mitgeteilt, daß der Preis unter 50.000,- Euro gelegen habe und daher keine Zustimmung des Stadtrates notwendig sei; nach dem Stand der Klärung mit der Mauer zum Pfarrgarten, daß man mit STEG und Kirche Gespräche führe und eine Heckenbegrenzung favorisiere; nach Baumfällungen, daß es sich dabei am Schillerpavillon um 5 Buchen, 3 Eichen und 2 Birken handeln würde, die die Stadt einem Tischlereibetrieb verkauft habe. jw.

 

Pisa – und was dann?

Seit der Pisastudie steht das Wort Pisa nicht nur für eine norditalienische Universitätsstadt, sondern für das Versagen deutscher Schulpolitik. Vergleicht man das Schulsystem des „Musterlands“ Finnland (das sich z. T. am DDR-Bildungssystem orientiert hat) mit unserem, fällt sofort auf, dass dort ungleich mehr Geld für Bildung ausgegeben und den Schulen mehr Eigenverantwortung zugestanden wird. Eingeschult mit mit sieben Jahren, gehen alle Kinder die ersten sechs Jahre in dieselbe Schule und werden von demselben Klassenlehrer in kleinen Klassen unterrichtet. Erst ab der siebenten Klasse löst sich der enge Klassenverband, indem je nach Neigung Fächer wie Musik und Sprachen ab- oder dazugewählt werden können. Nach neun Jahren erfolgt eine Teilung in Oberstufe und Berufsschule. Der Regelunterricht, in dem ganz individuell auf die Kinder eingegangen wird, erfolgt ganztags.

Die Lehrer sind völlig frei, wie sie die Schüler zum Lernen bringen. Lesen ist „in“. Zensuren sind bis zur siebenten Klasse unüblich. Sitzenbleiben gibt es nicht – Förderung statt Auslese.
Die Leistungskultur eines Landes und der Stellenwert, den die Bildung in der Gesellschaft besitzt, spielt eine wichtige Rolle.

Deutschland hat keine geregelte Vorschulbildung. Die zeitige Trennung der Schüler nach Leistung (ab der fünften Klasse) verstärkt soziale Ungleichheiten. Dagegen sind mindestens acht gemeinsame Schuljahre in den erfolgreichen Staaten die Regel.

WARUM halten wir Deutschen an Dingen fest, die in anderen Ländern längst überholt sind und den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht werden? Unser Schulsystem ist reparaturbedürftig. Ist ein neues schlüssiges pädagogisches Gesamtkonzept nicht jede gesellschaftliche und politische Anstrengung wert – und vor allem das notwendige Geld?
Wie können wir anders unsere Kinder auf ein Leben in einer globaleren Welt vorbereiten?
(nach Beiträgen von Gabriele Frank und UNESCO heute Heft 3-4 2003 „Education for All“) -o-

 

Verbrieftes


Presseerklärung der Meeraner FDP

Am 23. Februar haben die Meeraner Liberalen ihr Programm für die Stadtratswahl 2004 einstimmig verabschiedet. Zu acht Themenbereichen bezieht die Meeraner FDP Stellung. Ziel ist es, das Leben und Wohnen in Meerane attraktiver zu gestalten. Ein wesentlicher Schwerpunkt des Programmes ist die Kinder- und Jugendarbeit der Stadt. So setzen sich die Meeraner Liberalen für den Erhalt der Schulstandorte und der Jugendeinrichtungen ein. Die Kindergartenbeiträge sollen nicht erhöht werden.

Interessierte Bürger können das Programm ab sofort anfordern unter Telefon 03764-798454 (Frau Petters) oder per Email unter FDPMeerane@aol.com .

Nachtrag: FDP-Ferienpass mit Unterstützung von Firmen zum vierten Mal ein toller Erfolg
Roitzheim begrüßt, dass der Bürgermeister nun endlich die Idee der FDP aufgegriffen hat, einen Meeraner Ferienpass für Kinder zumindest für diese Sommerferien zu realisieren.

Presseerklärung: 
Freie Wähler verabschieden Programm und gründen Bildungswerk

Die 20. Landesverbandstagung der Freien Wähler Sachsen am vergangenen Wochenende in Werdau stand ganz unter dem Vorzeichen der Kommunalwahlen am 13. Juni 2004.
Mit zahlreicher Beteiligung von Freien Wählern aus allen Teilen des Freistaats – darunter 5 Meeraner – wurde ein übergreifendes Programm diskutiert und verabschiedet. Es geht dabei um eine verlässliche, parteiunabhängige Politik in den Kommunen mit den Bürgern und die Formulierung von notwendiger Forderungen gegenüber der Regierung verbunden mit der Bereitschaft, an Lösungen mitzuarbeiten.
Das Vertrauen der Bürger in die Politik darf durch Parteidenken nicht weiter beschädigt werden.
Das Programm ist über das Internet  unter www.freie-waehler-sachsen.de abrufbar.

Am gleichen Tag erfolgte die Gründung vom „Werk für kommunalpolitische Bildung e. V.“ Damit gibt es nun auch in Sachsen ein den Freien Wählern nahestehendes Bildungswerk. Zweck des Vereins ist die Förderung der Bildung sowie Weiterbildung von Erwachsenen und Jugendlichen zu verantwortungsbewussten Bürgern. Zum ersten Vorsitzenden wurde Sören Kristensen, Werdau, gewählt, Georg Ulbricht, Meerane ist einer der Stellvertreter.

 

Zurückgeblättert

 

Fraktionsvorsitzende des Meeraner Stadtrats

Jens Hessel – CDU seit 1999
Arno Frenz – SPD seit 1999
Wolf-Dieter Stöckl – Freie Wähler seit 1991, 1990 DSU
Lothar Schilling PDS seit 1990
Prof. Wolfgang Zscherpel – Meeraner Bündnis seit 2003
1990 Neues Forum, ab 1994 Bündnis 90/Die Grünen,ab 2001 Bündnis 2001

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Meeraner Stadtentwicklung aus meiner Sicht (Folge 1) von Dr. Peter Ohl

Ich möchte eine Chronologie der Meeraner Stadtentwicklung seit 1990 schreiben. Sie soll weitgehend ohne eigene Wertung auskommen und es den Meeraner Bürgern möglich machen, ihre eigenen Erfahrungen und Informationen über diese Zeit den meinigen gegenüber zu stellen. Dadurch hoffe ich, Irritationen auszuräumen, die in den letzten Jahren hier und da durch Aufbauschen von Teilinformationen und Verstellung von Tatsachen entstanden sind, aus welchen Gründen auch immer und ich hoffe vor allem, damit etwas dazu beitragen zu können, dass die Meeraner wieder mehr zueinander finden.

Als Hauptquellen stehen mir zur Verfügung: das MEERANER BLATT (MB) ab der Nr. 1, Beschlussvorlagen, wie sie die Stadträte bekommen haben, verschiedene Statistiken, Schriftverkehr u. a. mit Behörden, eigene Aufzeichnungen sowie Erinnerungen. (Schriftliche Quellen können auf Wunsch eingesehen werden.)

Zur Einstimmung

1989 -18. November, Formulierung von Zielen für die künftige Entwicklung
                                     unserer Stadt im Arbeitspapier für das „Neuen Forum“ im MB Nr. 1

           23. Dezember, erster „Runder Tisch“ in Meerane

1990 –   5. Januar,      Aufruf zur Gründung des Meeraner Bürgervereins „zur allgemeinen
                                   und wirtschaftlichen Gesundung unserer Stadt im MB Nr. 5

            13. Januar,      Vorstellung der Parteien mit „Probewahl“ im Meeraner Kino

            20. Januar,      Sternwanderung zur Raketenleitstelle im Schäbicht

            29. Januar,      Hoffnung, dass bis zum Jahresende der Gambrinus wiedereröffnet ist

              8. März,          das DDR-Kontaktbüro der Schmidt Bank führt mit dem Bürgerverein
                                    eine Informationsveranstaltung zu ERP-Krediten für Existenzgründer 
                                    in der Aula der Goetheschule durch

            18. März,         erste freie Wahlen zur letzten DDR-Volkskammer

            27. März,         Oberbürgermeister Rainer Offergeld aus Lörrach erstmalig in Meerane

                   April,         Erarbeitung einer Kommunalverfassung der DDR, 
                                     statt zentralistischer Leitung jetzt kommunale Selbstverwaltung 
                                     (eigene Zuständigkeit der Gemeinde; für ihre Finanzen,
                                     Personal, Planung und Verwaltungsorganisation)

               6. Mai,           Kommunalwahlen in Meerane,
                                     Ergebnisse im MB Nr. 26 vom 11. Mai

             31. Mai,           konstituierende Sitzung der neuen Gemeindevertretung der
                                     Stadt Meerane im großen Saal des Jugendklubhauses,
                                     Wahl des Bürgermeisters
(Fortsetzung folgt)

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Museumstisch und Mona Lisa

Der Begriff Museumstisch besitzt in Meerane nicht nur die Bedeutung eines Tisches,
der im Museum steht. Zweimal wurde ein Museumstisch quasi „lebendig“, so geschehen anno 1887. Damals nämlich gründete sich auf dem Wege zu einem eigenen Museum der „Museumstisch“, „eine zwanglose Vereinigung einflußreicher Männer, die sich die Förderung der Sache zur Aufgabe stellten und manches Scherflein der im Gewerbeverein errichteten Museumskasse zuführten.“ Dies vermelden die Schönburgischen Geschichtsblätter, und so steht es in der Festschrift des Gewerbevereins zu dessen 25jährigem Bestehen.

Viele Jahrzehnte später fanden einige Male Museumstische statt, der erste am 22. März 1999 im Trausaal des Alten Rathauses. Museumsleiterin Marina Sachet kam mit einer kleinen Runde Interessierter ins Gespräch, über Vorhaben und Ausstellungen im Rahmen der 825-Jahr-Feier in dem Jahr, über grundlegende Aufgaben des Heimatmuseums, über Möglichkeiten, die Arbeit zu unterstützen, über Recherchen u.a. zu König Wladislaw II. Erwartungsgemäß gab es zu ausgewählten Exponaten passende Erläuterungen und Histörchen. Und Mona Lisa wurde angekündigt! Sie würde aus einem Düsseldorfer Depot, wo Marina Sachet sie bei Nachforschungen entdeckt hatte, nach Meerane umziehen. Nicht das Original, aber eine Kopie in Originalgröße, ein Werk des Meeraner Kunstmalers und Kopisten Moritz Röbbecke. Insgesamt, so Marina Sachet an diesem Aben, erhält die Stadt aus Düsseldorf vier Bilder als Dauerleihgaben. Eines konnte schon besichtigt werden: „Die heilige Familie“, eine Kopie nach Rafael. jw.

 

Am Rande

 

Unter Denkmalschutz

Der Martinstag ist bekanntlich im November und die Meeraner Kinder sind dann mit Laternen und Lampions zur gleichnamigen Kirche unterwegs. So auch letztes Jahr. Am Morgen danach konnte man auf dem Platz vor dem restaurierten Pfarrhaus an der Einmündung zur Kirchgasse sehen, daß mit den Kindern Roß und Reiter gezogen waren. Roß nämlich hatte ein umfangreiches arteigenes Häufchen hinterlassen, im Volksmund „Pferdeäppel“ genannt. Ob des frommen Anlasses traute sich offenbar niemand, die auch bei Kleingärtnern beliebten Kugeln wegzuräumen. Mit der Zeit änderten selbige zwar die Konsistenz, wurden flachgefahren und breitgetreten, von Regen, Schnee und Frost bearbeitet, durch Wind minimiert, widerstanden dennoch allen Witterungs- und sonstigen Unbilden. Bis heute, auf jeden Fall war die Hinterlassenschaft am 4. März noch zu sehen, was doch wohl nur bedeuten kann, daß der Denkmalschutz hier aktiv war. jw. 

 

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